St. Töniser Narren ziehen durch die Stadt Die Zugleitung behält beim Tulpensonntagszug die Nerven

St. Tönis · Die St. Töniser entschieden sich gegen eine Absage des Zuges – und behielten Recht.

Diese Indianer machten den Tulpensonntagszug in St. Tönis noch bunter.

Foto: Lübke, Kurt (kul)

„In Sturm und Wetter ist Gott der Retter“, so prangt es an der Streuff-Mühle im Herzen von St. Tönis. Ob es Gottvertrauen war oder eine zielgenaue Wettervorhersage: Nervenstärke bewies die Zugleitung des traditionellen Tulpensonntagszugs, der jährlich durch St. Tönis zieht. Obwohl ringsum reihenweise Karnevalsumzüge und öffentliche Großveranstaltungen abgesagt wurden, hielten Sarah Rütten und Michael Orlowski, die in diesem Jahr erstmals die Zugleitung übernommen hatten, an der Durchführung fest.

Eine Entscheidung, die sich letztens Endes als die richtige erwiesen hat. Denn Sturm und Regen hatten sich zu Beginn des Zuges um 14.11 Uhr so weit reduziert, dass der närrische Lindwurm ohne Gefahr für Leib und Leben aller Beteiligten durch die Straßen von St. Tönis schlängeln konnte. Nur eingefleischte Karnevalsfans hatten zuvor in Hauseingängen, Durchfahrten, gut verzurrten Pavillons und an windgeschützten Plätzchen das Kommen des Zugs erwartet.

Prinz Silke I., Bauer Erika und Jungfrau Kathrin sind das erste Damendreigestirn der Stadt und genossen sichtlich das Kamellewerfen und Jubeln.

Foto: Lübke, Kurt (kul)

So wie Dorothea Köhler, deren Enkelkind Brian Kinderkarnevalsprinz ist. Ina Braun wollte unbedingt ihre Freundinnen bei der Tanzgarde sehen und hatte gleich die ganze Familie im Schlepptau. Als der Zug dann naht, freuen sich die wenigen Kinder umso mehr über die reiche Ausbeute, die ihnen zuteil wird. Die Teilnahme abgesagt hatte die große Gruppe vom Tönisvorster Michael-Ende-Gymnasium. „Dafür haben wir aber noch spontan vier oder fünf Gruppen aus Viersen aufgenommen, wo der Zug heute ausfiel“, berichtet Sarah Rütten.

Damit ist der Zug sogar noch etwas länger als geplant, die Stimmung ist eh prima. Gut hat es, wer ein Dach über dem Kopf hat. Ansonsten sind durchsichtige Plastikplanen der Look des Tages. Darunter schimmern fantasie- und liebevoll gestaltete Kostüme der tapferen Fußgruppen hervor, wie die Pommestüten auf zwei Beinen, oder die Quallen mit ihren beleuchteten Hüten. Wandelnde Pilsgläser mit schaumigen Perücken beklagen das Aussterben der Kneipe um die Ecke. Eine Musikgruppe hat sich praktischerweise in plüschige Ganzkörperanzüge in Bonbonfarben gehüllt.

Not macht erfinderisch: Diese jungen Damen kommen gut behütet und geschützt durch den nassen Tulpensonntag.

Foto: Lübke, Kurt (kul)

Das erste weibliche Dreigestirn Tönisvorsts jedenfalls ließ sich augenscheinlich vom Wetter nicht die Freude verderben. Silke I., Bauer Erika und Jungfrau Kathrin ließen zu den Helau- und Klappertüüt-Rufen reichlich Kamelle vom liebevoll bemalten Prunkwagen aufs närrische Volk hinabregnen.