Stadtgeflüster: Autoverwertung und magischer Finger

Von einem gut vorbereiteten Bürgermeister und einer Therapie mit Blutegeln.

Foto: Reimann, Friedhelm (rei)

Willich/Tönisvorst. Es gibt Autos, die sind — wie der Niederrheiner zu sagen pflegt — „auf“. Sprich: Sie haben viele Kilometer runter, eine Reparatur jagt die andere, der Mann beim Tüv runzelt bei jedem Termin stärker die Stirn. Dann bleibt eigentlich nur der Schrottplatz oder einer der Händler aus Ostafrika oder dem Nahen Osten. Oder: Man schneidet die Hälfte ab und macht aus dem verbliebenen Teil einen Anhänger. Wie das geht? An der Schelthofer Straße in St. Tönis steht so ein Teil.

Foto: Jürgen Karsten

Es gibt Dinge, die laufen — drücken wir es landläufig aus — eher schräg. Da veranstaltete die evangelische Jugend St. Tönis vergangene Woche im Gemeindesaal eine Podiumsdiskussion mit den drei Bürgermeister-Kandidaten. Was durchaus eine muntere Veranstaltung war. Was auffiel: Bürgermeister Thomas Goßen als Platzhirsch war sehr gut vorbereitet. Und da gab es schon böse Zungen, die das nicht als Zufall ansehen.

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Warum? Die Veranstaltung wurde unter anderem von Kevin Schagen moderiert. Der ist bei der evangelischen Gemeinde engagiert, gleichzeitig aber auch Auszubildender bei der Stadtverwaltung. Und dann wurde ein Video gezeigt, an dessen Ende man sich bei Frederk Bovendeerd für die Mit-Ausarbeitung der Fragen bedankte. Der ist städtischer Sozialarbeiter. Da hatten also zwei städtische Angestellte es mit ihrem Chef zu tun. Das ist zumindest „unglücklich“.

„Blutegel-Therapie“ war das Thema einer Reportage, für die ein Fernsehteam des WDR-Studios Duisburg die Naturheilpraxis Niederrhein in Tönisberg besuchte. Heilpraktikerin Jessica Rüther demonstrierte mit ihrer Patientin Waltraud Schinhofen aus Vorst, wie eine solche Therapie funktioniert und erklärte, warum die Blutegel-Therapie in diesem Fall genau das Richtige ist: „Meine Patientin leidet an den Folgen einer Sportverletzung, die sie sich vor 13 Jahren zugezogen hat. Mehrere Knie-Operationen waren die Folge. Und weil im Moment ein operativer Eingriff nicht zu verantworten ist, helfen wir mit Blutegeln.“

Sechs Exemplare setzte Jessica Rüther direkt am Knie der Patientin an. Nach anderthalb Stunden verließ Waltraud Schinhofen die Praxis erleichtert und mit deutlich weniger Schmerzen. Gesendet wurde der Beitrag in der Rubrik „WDR Lokalzeit“.

Er ist ein Theaterprofi und auf der Neersener Bühne ein Routinier. Sicher schon zum achten Mal hat R.A, Güther zum Auftakt der Spielzeit am Schloss auf der Tribüne am Schloss Platz genommen, diesmal vorne, Mitte, direkt an der Seite von Intendantin Astrid Jacob. Dieser Platz ist so gewählt, weil Güther diesmal das Kinderstück „Pünktchen und Anton“ inszeniert. Dass der Platz gar nicht so günstig ist, weiß Güther aus Erfahrung und lacht herzlich als er verrät, warum: „Wenn das Programmheft mit dem traditionellen Ensemblefoto rauskommt, stecken die in der Mitte in der Falz.“

Manfred Jacobs, Geschäftsbereichsleiter des Hauptamtes, hat sich in der jüngsten Willicher Ratssitzung viel Bewegung verschafft: Der Mann eilte ständig hin und her, um die Mikrofone vor den jeweils sprechenden Ratsmitgliedern in Gang zu setzen. Offenbar nur sein „magischer Finger“ war dazu in der Lage, den entsprechenden Knopf ordnungsgemäß zu betätigen. Wie von Jacobs nicht anders gewohnt, ertrug er das ständige Gerenne durch den Ratssaaal mit großer Gelassenheit.

Ja, ja, neu sind die Sitzschalen der Theatertribüne am Schloss. Das leuchtende Sitzplatzblau unterm Popo der Festspielbesitzer ist Geschichte. Man sitzt neuerdings auf anthrazitfarbenen Schalen. Neu ja, aber auch nicht perfekt in der Konstruktion, hat Schauspieler und Regisseur R. A. Güther mit dem ersten Blick auf die vollgeregneten Tribünenreihen festgestellt. Jede Sitzschale habe zwar ein Loch, „aber das Wasser läuft trotzdem nicht ab“. Also, Festspiel-Fans, wer kein Sitzkissen mag, sollte immer wenigstens ein Taschentuch dabei haben. Aber wir gehen ja eigentlich sowieso von brasilianischer Sommersonne in Neersen aus, oder?

Bei seinen Spaziergängen mit dem Jack Russel-Terrier in St. Tönis entdeckte der pensionierte Pflanzgefäßspezialist und Gärtnermeister Rolf Hübecker immer wieder Pflanzgefäße ohne Pflanzen. Diese vergessenen Pötte, wie Hübecker sie beschreibt, empfindet der St. Töniser nicht gerade als schönen Anblick. Anstatt aber einfach nur zu meckern, schreitet er selber zur Tat. Gemeinsam mit dem Gartenbauingenieur Reimer Martens will sich Hübecker ans Bepflanzen machen. Im Herbst sollen 20 dieser leeren Gefäße am Sportplatz wieder blühendes Leben in Form von Gehölzen und Stauden erhalten, wobei die Baumschule Höffkes und Blumen Rennes schon Hilfe zugesagt haben.

Der Tönisvorster Bürgermeister Thomas Goßen ist von der Idee begeistert und freut sich über soviel Initiative aus der Bürgerschaft. Hübecker sucht jetzt noch weitere Mitstreiter in Form von Sponsoren aber auch Paten, die die zukünftige Pflege übernehmen möchten. Und je mehr Mitstreiter sich finden, um so mehr vergessene Pflanzgefäße können wieder zum Leben erweckt werden, denn es gibt weitaus mehr als die 20 Pötte am Sportplatz.

Der Bund der Steuerzahler hat offenbar Probleme mit der Geografie. Dieser Verdacht kommt zumindest dem ortskundigen Leser der Mai-Ausgabe der Zeitschrift „Der Steuerzahler“. Dort ist zu einem Artikel über die Zweitwohnungssteuer in NRW eine Karte über die Städte und Gemeinden abgedruckt, auf der zwischen Mönchengladbach und Krefeld die Gemeinde Hiddenhausen liegt. Willich dagegen ist auf der Karte gar nicht zu finden. Hiddenhausen hat übrigens knapp 20 000 Einwohner und liegt 20 Kilometer nordöstlich von Bielefeld. Wieso der Steuerzahler-Bund die Gemeinde an den Niederrhein verlegt hat, ist dem Flüsterer nicht bekannt.