Steine gegen das Vergessen
Zwei weitere Stolpersteine erinnern an Ida und Albrecht Marchand, die von den Nazis ermordet wurden.
St. Tönis. Vor etwa einem Jahr wurde Walter Schöler, Vorstands-Vorsitzender der Allgemeinen Wohnungsgenossenschaft (AWG) in Tönisvorst, von einer etwa 70-jährigen Frau auf Stolpersteine angesprochen.
Die waren bereits im August 2011 in Gedenken an jüdische Familien, die des Metzgers Michael Kaufmann und des Viehhändlers Siegmund Falk, an der Hochstraße gesetzt worden waren. „Laut Erzählungen meines Vaters muss da auch noch eine Tochter des Viehhändlers mit ihrem Mann gelebt haben“, sagte die Seniorin.
Schöler begann zu recherchieren. Die Frau hatte Recht: Am Mittwoch wurden vor dem AWG-Haus an der Hochstraße 67 zwei weitere Steine des Nicht-Vergessens ins Pflaster gehauen — für Ida Marchand (geborene Falk, Jahrgang 1906) und ihren Ehemann Albrecht (Jahrgang 1892). Neben den sieben Stolpersteinen vor dem denkmalgeschützten Doppelhaus kamen am Mittwoch diese zwei hinzu.
„Solange wollten wir nicht warten“, meinte Walter Schöler. Er meinte damit den Erfinder und Künstler Gunter Demnig, der einst die Idee für diese Steine hatte. Er hat aber viel zu tun, Wartezeiten bis zu sechs Monaten sind die Regel.
Allerdings soll Demnig der Vorster Bürgerinitiative um Edith Mascini versprochen haben, dort die ersten Stolpersteine im Dezember zu installieren. Am Mittwoch übernahm Tobias Haak vom städtischen Bauhof die Pflasterarbeit.
Gekommen waren etwa 20 Besucher. Außerdem Vize-Bürgermeisterin Christiane Tille-Gander, AWG-Aufsichtsratsvorsitzende Dirk Haverkamp sowie die Pfarrer Ludwig Kamm und Daniela Büscher-Bruch. Mit ihren Reden und Gebeten verbanden sie die Hoffnung, dass sich ähnliche Gräueltaten wie die Vergasung der Juden nie wiederholen werden.
„Es ist noch ein langer und steiniger Weg, aber der ist es uns wert“, sprach von der AG „Stolpersteine“ am Michael-Ende-Gymnasium die 17-jährige Sina Kugel. Die AG sei weiter bei der Recherche der Lebensgeschichten von den Nazis umgebrachter Menschen. Etwa 60 sollen es bisher in St. Tönis, rund 20 in Vorst sein.
Vom Gymnasium war auch Geschichtslehrer David Wirth und die beiden 17-jährigen Schülersprecher Antonia Timphus und Malte Schloßmacher gekommen. Zu den Menschen, die jetzt einen Stolperstein bekamen: Ida war das zweite Kind der Eheleute Falk, hatte im März 1941 Albrecht Marchand geheiratet. Sie wurden wenige Monate nach ihrer Hochzeit, im Dezember, von St. Tönis nach Riga deportiert und später im Konzentrationslager ermordet. schö