Tönisvorst St.Tönis: Bikerkleidung aus der Druckerei
Am Maysweg in St. Tönis ist Klaus Jäger beruflich und privat zuhause. Nächste Woche eröffnet er einen Outlet-Store.
Klaus Jäger ist ein Textiler bis in die letzte Faser — „so wie es sich als Krefelder gehört“, sagt der 53-Jährige augenzwinkernd. Er ist technischer Textilkaufmann, hat eine Lehre als Färber und als Appreteur (Textilveredler) gemacht. Beschäftigt war er bei der TAG in Krefeld ebenso wie bei Kress in St. Tönis. Eine Zeit lang arbeitete er für die Jeans-Marke Wrangler im Außendienst, 15 Jahre war er dann für ein großes türkisches Textilunternehmen mit Sitz in Aachen tätig und kümmerte sich unter anderem um die Produktion in Fernost. Dann machte er sich selbstständig — und kam auf diesem Weg erneut nach St. Tönis: Am Maysweg 1A, nur einen Steinwurf vom alten Kress-Gelände entfernt, hat Jäger im vergangenen Jahr sein eigenes Unternehmen, die Wintext Textilhandels GmbH, in einer ehemaligen Druckerei angesiedelt.
„2007 hatte ich mich dazu entschlossen, selbstständig zu werden“, blickt er zurück. „Ich wollte etwas machen, das mir mehr Spaß macht.“ Da er seit seinem 16. Lebensjahr begeisterter Motorradfahrer war, kam die Idee zustande, Nischenprodukte für die Bikerszene zu produzieren. „Denn vernünftige Jeans für Motorradfahrer gab es zu dem Zeitpunkt nicht.“
Jäger entwickelte eine Hose, bei der klassischer Jeansstoff mit Kevlar auf der Innenseite verwoben wurde. Diese Aramidfaser ist zugfest und reißfest, wärme- und kältebeständig. Das bedeutet zum Beispiel auch, dass Kevlar bei sehr hohen Temperaturen nicht schmilzt — und bei Stürzen nicht sofort reißt.
„2009 bin ich damit nach draußen gegangen“, berichtet Jäger. Unter dem Namen King Kerosin wurden die ebenso coolen wie praktischen Klamotten vermarktet. „Anfangs hat sich das sehr beschaulich entwickelt“, blickt der 53-Jährige zurück. 50 000 Euro Umsatz habe er im ersten Jahr erzielen können. Doch dann habe sich das Ganze Stück für Stück weiterentwickelt — obwohl Konkurrenten aus Pakistan und Fernost seine Kleidung schon kurze Zeit später fleißig kopierten und dann deutlich günstiger anboten.
250 bis 300 Euro kostete eine King-Kerosin-Jeans damals. Angeboten wurde sie vor allem über Harley-Davidson-Shops. Heute verkauft Jäger über den Fachhandel ebenso wie übers Internet. Für eine „Speedhawk Double Protection“ mit herausnehmbarem Innenfutter und doppeltem Kevlar-Schutz muss man da stolze 299,89 Euro auf den Tisch blättern. „Die ist aber auch abriebfester als eine Lederhose“, betont Klaus Jäger und ergänzt, dass allein das Material sehr viel Geld koste. Die Konkurrenz aus dem Ausland arbeite dagegen oft mit gefakten Produkten: sehe aus wie Kevlar, sei aber keins.
Um gegen die Billig-Konkurrenz am Markt bestehen zu können, müssen Jäger und sein kleines Team (sieben Mitarbeiter, drei Außendienstler) gleichwohl ständig etwas Neues anbieten. So zum Beispiel Kevlar-Hemden im rustikalen Holzfäller-Stil mit speziellen Belüftungsklappen. Im kommenden Herbst geht erstmals auch Kinderkleidung mit aufgedruckten bebilderten Wortspielereien in die Produktion.
In den Wohn- und Geschäftsräumen am Maysweg, in denen sich früher die Druckerei Stammes befand — um die Übernahme gab es einen bis heute nicht völlig ausgestandenen Rechtsstreit mit dem Vormieter — wird am Freitag, 18. August, außerdem ein Outlet-Store eröffnet. Das Schaufenster in den kleinen Laden wurde schon eingefügt, die Regale sind größtenteils gefüllt. Auslaufmodelle, Unikate sowie Sachen mit kleinen Fehlern von King Kerosin werden mit Rabatten von 50 bis 60 Prozent angeboten. Und auch andere Marken, etwa Workwear des US-Herstellers Carhartt, werden dort mit Nachlässen von bis zu 20 Prozent zu bekommen sein.