St.Tönis: Tratsch und tolle Schau
Auch ohne ständigen Andrang war der dritte Handwerkermarkt ein Erfolg.
St.Tönis. Der Platz auf der Krefelder Straße ist bis auf den letzten Meter zur Kreuzung mit der Rue de Sées ausgenutzt. "Alle machen mit", sagt Thorsten Engler, der Organisator des Handwerkermarktes. "Bis auf die, die in Urlaub sind oder Kommunion haben. Aber so etwas ist immer." Der Malermeister hat den Handwerkermarkt organisiert.
Der fand am Wochenende zum dritten Mal mit einem verkaufsoffenen Sonntag des Einzelhandels statt und löste das zuvor übliche Konzept der Märkte mit externen Händlern ab. Händler und Kunden hatten die Ramsch-Qualität der gebotenen Waren bemängelt. Die neu in den Werbering aufgenommenen Handwerker füllten nicht nur die Lücke, sondern boten eine beachtliche Schau ihres Tätigkeits-Spektrums. Das haben sie diesmal noch gesteigert.
Imposant der Erdwärmebohrer, den Ulrich Kohnen, Chef der Firma Lumitronic aufgestellt hat. Er kommt zwar aus Tönisberg, hat jedoch in St.Tönis mindestens 60 Anlagen gebaut. Schon Samstagnachmittag ist er mit dem Markt zufrieden und versöhnt mit dem Ärger, den das Aufstellen seines Hängers vor einer Gaststätte beim ansässigen Wirt ausgelöst hatte. Da war nicht klar, inwieweit auch Außengastronomie von der Regelung betroffen ist, wonach Händler, die keinen fremden Stand vor ihrem Geschäft haben wollen, die Fläche beim Werbering freikaufen müssen. Mitarbeiter des Ordnungsamtes mussten einschreiten. "Das ist immer das gleiche Palaver", sagt ein Anwohner. "Keiner weiß Bescheid, deswegen organisiert immer wieder ein anderer diese Märkte."
Am Stand von Schreiner Michael Steeg wird dessen Frau Brigitte nicht müde, den Passanten den Drehmechanismus vorzuführen, mit dem sich eine an der Wand befestigte Schreibtischplatte in ein Wandbett umfunktionieren lässt. Die Platte bleibt dabei waagerecht. "Ideal für Schaustellerwagen", sagt sie, "für Apotheker oder Ärzte mit Notdienst, oder für Betreuungssituationen. Der Chef kann seinen Schreibtisch behalten."
Interessant die Dachdecker, die Schiefer mitgebracht haben. Bei Mertens wurden damit Vogelhäuschen gedeckt, bei Paul Tellers versieht Mitarbeiter Thomas Betten mit wenigen geübten Schlägen die vorher rechteckigen Platten mit sanften Rundungen. "Schade, dass so wenig Schieferdächer gemacht werden. Das macht Spaß." Ein Hingucker auch das Metallbett, das Christian Kleefisch zeigt. "Da wollten schon viele probeliegen", sagt der Junior aus dem Metallbaubetrieb Kleefisch. Der Rahmen ist aus massiven Stahlträgern zusammengebaut und verspricht Stabilität.
Viele Marktbesucher gehen auf den Markt, um das Flair der St. Töniser Innenstadt zu genießen. Jutta Maly zum Beispiel ist mit dem Rad aus Vorst gekommen und urteilt nach ihrem Bummel: "Toll, was die Handwerker hier bieten. Das macht richtig Spaß."
Auch wenn die Menschen bei dem schönen Wetter lieber draußen sind und die Läden relativ leer bleiben, sind die Händler zufrieden. "Gut", beurteilt der Vorsitzende des Werberings Stefan Robben den Markt. Gisela Helemann (Drogerie) meint: "Genau das Publikum, das wir wollen." Viele Kunden kämen nur so auf einen Tratsch rein. "Es ist schön, wenn man die Kundschaft so pflegen kann."
Sanitärmeister Julius Schrörs hat einen Wagen, auf dem die modernsten Heizkessel gezeigt werden: Erdwärmepumpen, Holzpellets- und Brennwertheizungen. "Heute waren viele sehr interessierte Kunden da", zeigt er sich zufrieden.
Fotografin Ira Ingenpaß macht diesmal nicht mit beim Markt. "Ich habe so viele Kommunionen zu fotografieren", sagt sie. "Die gehen vor." Thorsten Engler selbst ist mit seinem Stand auf der Marktstraße sehr zufrieden. "Ich habe meine Aufträge geschrieben."