Sturm auf die Burg: König vom eigenen Sohn gestürzt
Mit dem Sturm auf die Königsburg am Grenzweg erreicht das Fest der Konradschützen seinen Höhepunkt.
Neersen. Die Schlacht tobt. Kurz nach 14 Uhr: Mit Mehl, Mist, Federn und Unmengen Wasser rücken die Schützen der Königsburg auf den Leib. Ein Raunen geht durch die Menge, als die ersten Treffer landen. Rund 300 Schaulustige haben sich am Grenzweg versammelt, um dem traditionellen Spektakel beizuwohnen. Und um eines gleich vorweg zu nehmen — auch in diesem Jahr wird die Königsburg fallen.
Auch wenn König Hans-Alfred Gillessen und sein Gefolge sich tapfer wehren, sie haben keine Chance. Noch bleiben ihnen 20 Minuten, bis sie die weiße Fahne schwenken werden. Doch bis dahin wird viel passieren.
Die Angriffe rollen in mehreren Wellen. Noch eher auf die nette Tour versuchen es die Zaubermäuse. Sie sind mit einigen harmlosen Wasserbomben bewaffnet und absolut chancenlos.
Die Tellschützen probieren es mit einer Finte. Als Friedensgruppe bieten sie dem König eine Waffenruhe an. In letzter Sekunde lassen sie ihre Tarnung fallen und greifen an. Mehlbomben fliegen, das Schlachtfeld versinkt im Dunst.
Rückendeckung bekommt das Königshaus von einem Außenposten, der sich mit Stehtisch und Bierkasten mitten in der Niers postiert hat. Moralisch geschwächt werden die Getreuen allerdings, als ein Wasserwerfer den Gerstensaft versenkt.
Die Angreifer sehen ihre Chance gekommen und schicken das U-Buur los. Das Wassergefährt nimmt Kurs. Anfangs sieht es so aus, als habe es die Orientierung verloren, doch dann wird die Absicht der Buuren klar. Sie haben es auf den Schatz am Niers-Grund abgesehen — sie wollen das Bier bergen. Doch diese Rechnung haben sie ohne das Königshaus gemacht. Im Beschuss der Wasserwerfer kentert das Boot fast.
Aber auch das Königshaus muss herbe Niederlagen hinnehmen. Von seinem eigenen Sohn und Grenadier Steffen mit einer Mehlbombe mitten im Gesicht getroffen, wankt König Gillessen zum ersten Mal. Ein Taschengeld-Entzug liegt in der Luft.
Als das Gröbste überstanden scheint, schlagen die Gruppen mit vereinten Kräften zu. Mit einem Rammbock stürmen sie auf das Tor der Burg. Wieder ist es der eigene Sohn, der dem Tor den alles entscheidenden Stoß versetzt. Hier wird Geschichte geschrieben. Die Burg fällt, der König hisst die weiße Fahne.
Nass, dreckig aber glücklich ist Alfred Gillessen am Ende. „Genau so habe ich mir das immer vorgestellt.“ Seinem Sohn droht er mit Enterbung, aber ansonsten scheint das Familiengefüge intakt. „Der hat sich das Mehl gestern noch von uns geliehen“, beschwert er sich mit einem Augenzwinkern.