Stadtplanung Tönisvorst: Drei neue Rathaus-Varianten
Tönisvorst · Nun hat die Politik in Tönisvorst eine noch größere Auswahl. Eins steht fest: Die drei neuen Ideen würden deutlich teurer als die bisherigen.
Die Stadt Tönisvorst bekommt ein neues Rathaus. Dass es notwendig ist, darüber herrscht in der Politik breiter Konsens. Über die Eigenrealisierung in Schlüsselfertigbau-Vergabe auch. Denn der Bedarf ist ohne Zweifel da. Aber wo wird der zentrale Verwaltungsneubau stehen?
Mit „Höhenhöfe“, „Wasserturm“, „Maysweg“ und „Wilhelmplatz“ hatte die Ingenieurgruppe Assmann GmbH Dortmund als beauftragtes Planungsbüro im Herbst 2019 vier Standorte vorgestellt. Die Fachleute fertigten eine Bedarfsanalyse an, untersuchten die Wirtschaftlichkeit, verglichen Erreichbarkeit und ÖPNV-Anbindung. Schließlich favorisierten sie die Grünfläche am Wilhelmplatz als Bauplatz mit Tiefgarage als machbare und finanziell darstellbare Variante (WZ berichtete).
Doch in der Dezembersitzung des Stadtrates fand sich keine Mehrheit für diesen innerstädtischen Standort mit Straßenbahn-Anschluss. Assmann sollte nachlegen. Denn auch freie und bebaute Grundstücke rechts und links der Willicher Straße schienen als Standorte noch Analyse-würdig. Die Politik beantragte mehrheitlich die Prüfung.
Und so setzte Assmann die Analyse im Januar 2020 fort. Am Donnerstag legten die Planer im Stadtrat drei neue, innerstädtische Einschätzungen nach.
Standort 5: „Bahnstraße“ als Ersatz für bestehendes Gebäude
Die Planer haben in dieser Variante einen Hufeisen-ähnlichen Gebäudering zugrunde gelegt. Er ersetzt das jetzige Verwaltungsgebäude (und das Eckgebäude Alte Post) an der Bahnstraße und wird in einer langen Gerade am Park & Ride-Parkplatz entlang bis zur Willicher Straße geführt. Dann setzt er sich parallel zur Willicher Straße über den jetzigen Grundriss des Gasthofs Zur Linde bis zur Straßenecke Bahnstraße fort. Die Grundstücksfläche beträgt 5537 Quadratmeter, davon 2180 Quadratmeter überbaute Fläche. Die Geschossfläche (Erdgeschoss bis zweites OG) ergibt 6540 Quadratmeter. Der bestehende Park & Ride-Parkplatz würde unterkellert für eine Tiefgarage mit 120 Plätzen.
Die Grundstücke in dem Areal Bahn- und Willicher Straße befinden sich teilweise in Privateigentum. Die Investkosten mit Indexierung, Risiko und Zwischenfinanzierung belaufen sich laut Assmann auf 34,2 Millionen Euro. Sie sind damit rund ein Viertel teurer als die Kostenkalkulation der bisherigen vier Standorte. Zum Vergleich: Die Investkosten für die Varianten 1 bis 4 lagen jeweils bei 25 Millionen Euro. Ein Verkaufserlös für den Altstandort Bahnstraße 15 würde entfallen (und ist eingerechnet).
Der Kostenaufwand ist laut Assmann auch deshalb höher, weil Fremdgrundstücke erworben und bestehende Gebäude abgebrochen werden müssten. Nicht optimal sei die verwinkelte Bebaubarkeit des Grundstückszuschnitts. Die Flächeneffizienz ist laut Projektleiter Frank Kaldewei geringer. Das Gebäude „Alte Post“ würde in dieser Variante abgerissen. Eine Realisierung in zwei Bauabschnitten sei erforderlich.
Standort 6: Willicher Straße mit Tiefgarage
In diesem Falle stünde das neue Rathaus in quadratischem Zuschnitt auf dem jetzigen Parkplatz Pastorswall gegenüber dem Gasthof Zur Linde. Grundstücksfläche: 4014 Quadratmeter, davon überbaute Fläche 1673 Quadratmeter. Die Geschossfläche von Erdgeschoss bis ins 2. OG ergibt 4579 Quadratmeter.
Um das Rathaus dort zu realisieren, müsste eine erheblich größere Tiefgarage entstehen: Denn sie müsste die 70 Stellplätze, die für den Verwaltungsbau nachzuweisen sind, umfassen plus der dort bisher zur Verfügung stehenden 85 Plätze.
Assmann weist außerdem auf die Altlastenproblematik auf dem Grundstück hin, „bedingt durch die vormalige Nutzung als Tankstellengrundstück“. Die Investkosten für Standort 6 werden auf 31,6 Millionen Euro taxiert.
Standort 7: Willicher Straße zuzüglich Parkhaus
Diese Variante sieht den Baukörper Rathaus auf derselben Fläche wie Variante 6, also auf dem jetzigen Parkplatz Pastorswall. Unterschied: Eine Tiefgarage wird nicht gebaut, dafür aber ein Parkhaus auf der gegenüberliegenden Straßenseite. Der jetzt ebenerdige Park & Ride-Parkplatz würde bebaut – Platz für 200 Stellplätze für Fahrzeuge und weitere Fahrradabstellmöglichkeiten.
Die Grundstücksfläche ohne Parkhausgrundstück beträgt in der Summe 4018 Quadratmeter, die überbaute Fläche 1673 Quadratmeter. Die Geschossfläche bis ins 2. Obergeschoss beträgt 4579 Quadratmeter. Hier liegen die angesetzten Investkosten bei 32,8 Millionen Euro.