Tönisvorst: Hilfe ist noch lange nötig
Vor 25 Jahren kam Bernd Pastors zur action medeor. Mittlerweile ist er dort geschäftsführender Vorstand.
Tönisvorst. Die Zeitungsanzeige hat er noch in seiner Personalakte gefunden: Vor 25 Jahren suchte auf diesem Weg ein lokales Hilfswerk einen Pressereferenten. Bernd Pastors aus Viersen bewarb sich - und war ab dem 1. Juli 1985 Mitarbeiter der action medeor in Vorst. In dem Dorf, das er bis dahin nur als Badminton-Spieler kannte, arbeitet er auch heute noch - mittlerweile als geschäftsführender Vorstand.
"Anfangs wollte ich nur drei, vier Jahre bleiben. Dass daraus 25 werden würden, hätte ich nie erwartet", blickt der 53-Jährige zurück. Und auch die Entwicklung, die medeor "vom reinen Pillenversender zum internationalen Hilfswerk" vollzogen habe, sei damals nicht abzusehen gewesen.
Ob als Katastrophenhelfer auf auf Haiti oder beim dauerhaften Kampf gegen Aids und Malaria in Afrika - die action medeor ist weltweit präsent und sogar Ansprechpartner der Bundesregierung.
"Wir haben uns inhaltlich weiterentwickelt", betont Pastors, dessen erster eigener Slogan für medeor noch "Erste Hilfe für die Dritte Welt" hieß - "Dritte Welt würden wir heute nicht mehr sagen".
Mit dem Sammeln und Versenden von Ärztemustern hatte Dr.Ernst Boekels die Medikamenten-Hilfe 1964 ganz bescheiden begonnen. Den wohl wichtigsten Schub in der inhaltlichen Weiterentwicklung gab es mit einer Satzungsänderung Ende der 90er Jahre. Die erlaubte unter anderem den Aufbau eigener Gesundheitsprojekte, so zum Beispiel beim Kampf gegen die Malaria.
Bernd Pastors war kurz zuvor Geschäftsführer geworden. Eine Position, die er nach einer inhaltlichen Krise des gemeinnützigen Vereins übernommen hatte.
"Mein Vorgänger hatte Handel und Produktion zu stark ausgeweitet, wir machten Verluste. Wahrscheinlich hätten wir sogar Schwierigkeiten mit der Gemeinnützigkeit bekommen." Mit der inhaltlichen Neuausrichtung und der Betonung der ideellen Werte als ökumenisches Hilfswerk habe man diese Krise überwunden.
Ein Glücksfall für medeor kam 2003 ins Haus: TV-Komödiantin Anke Engelke. "Der Kontakt war privat zustande gekommen", sagt Bernd Pastors. Nicht zuletzt dem Engagement von Engelke sei die bundesweite Bekanntheit von medeor heute zu verdanken. Mehrfach erspielte die Kölnerin in bekannten Quiz-Shows große Beträge für das Hilfswerk.
Als "Perle" des medeor-Angebots bezeichnet Bernd Pastors die pharmazeutisch-medizinische Fachberatung, zum Beispiel in der Qualitätssicherung medizinischer Produkte: "Das kann sonst keiner."
Als die Bundesregierung vor zwei Jahren zu einem runden Tisch zur Medikamentenproduktion in Afrika einlud, saß selbstverständlich auch Bernd Pastors mit am Tisch.
Denn auf dem Gebiet leistet das Vorster Hilfswerk Pionierarbeit: In Tansania werden mit einem örtlichen Betrieb Medikamente gegen Aids und Malaria hergestellt. "Unser Ziel muss es sein, das Verschicken von Tabletten völlig überflüssig zu machen", sagt Bernd Pastors.
Macht medeor sich damit nicht selbst überflüssig? Das kann sich der Vorstand nicht vorstellen. So habe zum Beispiel die Katastrophenhilfe in den vergangenen Jahren erheblich zugenommen. In Vorst werden aber auch Sachspenden der Industrie gesammelt und an ausgesuchte Projekte weitergegeben.
Auf Haiti hat medeor damit begonnen, ein eigenes Landesbüro einzurichten. "Wir wollen beim Aufbau einer pharmazeutischen Infrastruktur helfen", sagt Pastors.
Nicht zuletzt sollen die Erfahrungen mit der Medikamenten-Herstellung in Tansania auf andere Länder übertragen werden. Bernd Pastors ist sich sicher: "Wir werden noch sehr lange Hilfe leisten müssen."