Umsatz der Markt-Händler sinkt

Der große Umbau verschreckt die Kunden. Doch es trifft nicht alle Branchen gleich. Besonders die Gastronomen spüren schon jetzt Einbußen.

Foto: Norbert Prümen

Willich. „Die Arbeiter machen hier einen klasse Job und geben richtig Gas“, sagt Ulrich Keesmakers, der auf dem Marktplatz den „Willicher Eishimmel“ betreibt. Dabei hätte Keesmakers allen Grund, sauer oder empört zu sein. Denn der Chef der großen Eisdiele spricht nach den ersten erfolgten Arbeiten, dem neuen Schmutzwasserkanal, den Hausanschlüssen und dem Einbau weiterer Versorgungsleitungen, von Umsatzeinbußen zwischen 30 und 40 Prozent. Das betrifft den Außer-Haus-Verkauf und die Bewirtung draußen unter dem jetzt provisorischen Sonnenschutz.

Nach ersten Verzögerungen, durch Regen, Frost und Grippewelle wird dort jetzt von der bauausführenden Firma Willy Dohmen (Übach-Palenberg) und den Versorgungsträgern kräftig in die Hände gespuckt. „Wir sind jetzt wieder voll im Zeitplan“, kommentiert Willichs Technische Beigeordnete Martina Stall. Sie rechnet damit, dass mit der aufwendigen Granitpflasterung des Marktplatzes wie beabsichtigt Anfang August begonnen werden kann. Projektleiterin ist wie bei ähnlichen großen Projekten die städtische Mitarbeiterin Iveta Andres. Die Ausführungsplanung hatte das Krefelder Ingenieurbüro Angenvoort + Barth gemacht, das auch mit Mitarbeiter Frank Hansen die Baubetreuung übernommen hat.

Von Einbußen („noch im einstelligen Bereich“) spricht Alfred Erren, der mit seinem Team seit vielen Jahren am Markt 7 neben dem Post-Shop vor allem Schreib- und Spielwaren, aber auch Zeitungen und Lottoscheine verkauft. Dort kann man auch an einigen Tischen bei einem Kaffee draußen sitzen. „Aber viele tun sich das wegen des Lärms und des Staubes nicht an“, wobei Erren aber auch Ausnahmen nennt. Familien mit ihren Kindern, die sich von dort aus die Arbeiten mit den schweren Gerätschaften anschauen, sitzen dort bisweilen.

Alfred Erren und sein Verkaufsleiter Jan Fretschen wissen sehr wohl, dass diese Beeinträchtigungen erst der Anfang sind, dass die Umsätze sicherlich noch weiter zurückgehen dürften, wenn direkt vor den Geschäften, Cafés und der Eisdiele die eigentliche Pflasterung beginnt. Erren: „Erst danach wird sich zeigen, ob auch die Leute, die das alles so haben wollten, auch wieder zurückkommen und hier in dem Zentrumsbereich einkaufen.“ Beeinträchtigungen gibt es natürlich auch draußen am Café Kleeberg oder in der benachbarten Markt-Apotheke. „Es ist noch viel zu früh, um Schlussfolgerungen zu ziehen, denn der Markt ist ja noch relativ offen und gut erreichbar,“ sagte unlängst Apotheker Christian Förster, der eigentlich von Beginn an gegen diesen kompakten Umbau gewesen ist.

Nach der Erneuerung der Kanalisation in der Kreuzstraße soll in den nächsten Wochen die unterirdisch verlaufende Infrastruktur auf dem Marktplatz verbessert werden. Parallel dazu wird in Regie der Stadtwerke eine neue Wasserleitung auf einem Teilstück der Peterstraße verlegt.

Schon längst abgefunden hat sich der Allgemeine Schützenverein Willich (ASV) mit dem Fakt, dass beim bevorstehenden Schützenfest (6. bis 10. Juli) der bisherige Parade- und Marktplatz nicht genutzt werden kann. Die Tribüne, an der dann die vielen Schützen und Musiker vorbeiziehen, wird dann auf dem Parkplatz vor dem ehemaligen Katharinen-Hospital auf der Bahnstraße aufgebaut, nur wenige hundert Meter vom Schützenplatz entfernt. Wolfgang Dille, Marketing- und PR-Chef des ASV, sieht darin auch Vorteile: „Es wird dann das erste Mal sein, dass das gesamte Regiment in einer Reihe auf der Bahnstraße steht, angefangen vor dem Herren-Ausstatter Eugen Kluth bis zum großen Kreisverkehr.“

Erster Spatenstich des Marktplatz-Umbaus war am 1. Februar 2018. Mit der Fertigstellung wird spätestens Mitte 2019 gerechnet. So dass dann wieder die ASV-Paraden im Juli 2019 an bekannter Stelle stattfinden könnten.