Unikat-Automat in Anrath Das Überraschungsei für Erwachsene
Anrath · In Anrath kann man Kunst am Automaten ziehen. Die Diplom-Designerin Nina Eibelshäuser hatte die Idee. In ihrem Atelier „Arbeitsraum“ bietet sie zudem Workshops an.
Ein bisschen kommt das Gefühl auf, als wäre man wieder ein Kind und stünde vor dem Kaugummiautomaten, in dem sich die bunten, dicken, runden Kaugummis samt den Kugeln mit Inhalten in Form von Plastikringen und -armbändern hinter der Glasscheibe befinden. Der Einwurf von zehn Pfennigen, dann das Drehen am Kippschalter und der spannende Moment, was danach hinter der Ausgabeklappe liegt. Drehen muss man allerdings nicht, und zehn Pfennige reichen auch nicht, um das zu erhalten, was sich in diesem Fall versteckt hinter einer Metallwand befindet. Aber die Spannung ist die gleiche. Zwar weiß man, was man zieht, aber wie es genau aussieht, ist unbekannt. Nina Eibelshäuser betreibt an ihrem Atelier „Arbeitsraum“ einen Unikatautomaten.
Aktuell ist die rechte Seite des Automaten mit Perlenringen bestückt. „Hier im Fach: Wunderschöne elastische Perlenringe. Lass dich überraschen“, verrät die Aufschrift über dem Geldeinwurf. Es sind allesamt Arbeiten aus dem Atelier der Diplom-Designerin, wobei jeder Ring ein Unikat ist. Im linken Teil ist gerade eine Gastkünstlerin vertreten. Es handelt sich um die Werke der Hamburgerin Künstlerin Friedltz in Form von Terrazzo-Magneten, die ebenfalls Unikate sind. Doch egal, was man zieht: Der Preis beträgt zwei Mal zwei Euro, und man muss an der Schublade ziehen, um seinen Kunstschatz zu erhalten.
Wobei die Verpackung die Spannung erhöht. In der Schublade liegt nämlich eine fünf mal sieben Zentimeter große Faltschachtel mit Stempeldruck, die den eigentlichen Inhalt in sich birgt. „Die Idee für den Automaten hatte ich schon vor Jahren. Vor zehn Jahren habe ich über e-Bay einen alten Automaten ersteigert und restauriert. Als wir unserer Atelier ,Arbeitsraum’ eröffnet haben, haben wir direkt auch den Automaten an der Außenwand neben der Eingangstür installiert“, erzählt Nina Eibelhäuser, die das Atelier mit ihrem Mann Eib Eibelshäuser betreibt, der Fotograf und ebenfalls Diplom-Designer ist.
Schon 2014 machten sich die beiden mit dem Unternehmen Eibelshäuser Konzept und Kommunikation selbstständig, dann kam vor zwei Jahren „Arbeitsraum“ dazu. Dafür bauten die Eibelshäusers die Garage in ein lichtdurchflutetes, kleines, aber feines Atelier um, das sogar über ein Schaufenster verfügt. „Dort zeige ich immer einige Arbeiten, die aktuell im Unikatautomaten sind, falls sich die Besucher gar nichts unter der Beschreibung am Automaten vorstellen können“, sagt Nina Eibelshäuser. Wobei die Inhalte des Automaten regelmäßig wechseln und auch der Saison angepasst sind. Bei dem vielen Regenwetter im Sommer gab es Sonnenfänger, um „für gute Laune zu sorgen“, wie es die Anratherin beschreibt. In der Zeit vor Silvester waren kleine Aquarelle mit Glückschweinchen und witzigen Sprüchen, Arbeiten einer Gastkünstlerin, im Automaten erhältlich.
Die Diplom-Designerin bezeichnet die Inhalte ihres Automaten auch gern als „Überraschungseier für Erwachsene“. „Die kreativen Kunst- und Designobjekte aus dem Automaten kommen sehr gut an“, freuen sich die Eibelshäusers. Im Schaufenster hängt zudem das Kursangebot aus. Dazu gehören unter anderem Workshops wie kreatives Stempeln, Papiercollagenherstellung und Gelplattendruck als auch Kurse in Fotografie.
Zu einem Renner hat sich das Angebot „Schmuck, Kaffee o Tee“ entwickelt. Es handelt sich um einen Schmuckkurs, der jeden ersten Samstag im Monat von 15 bis 17 Uhr angeboten wird. In einer Kleingruppe von vier Teilnehmern wird bei einem Stück Kuchen und Getränken im Atelier individueller Schmuck aus verschiedenen Materialien entworfen. „Es sind immer schöne entspannte Nachmittage, einfach eine Quality Time“, sagt Nina Eibelshäuser. Das Kursangebot ist stark nachgefragt. Aktuell ist sie bis November in diesem Bereich ausgebucht.
Im „Arbeitsraum“ zeigt Nina Eibelshäuser zudem ihre eigenen Arbeiten, allesamt Unikate. Sie spiegeln die Kreativität von ihr auf der ganzen Linie wider. Da gibt es Schmuck, darunter auch Ohrringe, die Ausschnitte von Anrather Straßenkarten zeigen, handgenähte Notizbücher, ausgefallene Papiergirlanden, witzig bedruckte Schwammtücher und jede Menge individuell gestaltete Karten. „Papier ist meine Leidenschaft“, verrät die Anratherin, der die Ideen für neue Arbeiten nie ausgehen.
