Sommerferienprogramm Titanic Upcycling bei den Sommerferienspielen

Anrath · Upcycling war das Thema der Sommerferienspiele in der Anrather Jugendfreizeiteinrichtung Titanic. Kinder lernten, aus alten Dingen kreatives Neues zu basteln und welche Schäden Müll in der Umwelt anrichtet.

Ob Geldbörsen aus Lederresten gestalten oder Papier aus alten Zeitungen schöpfen – die Kinder waren mit Begeisterung bei der Sache. 

Foto: Norbert Prümen

Flora kann sich nicht entscheiden. Soll es ein grünes Portmonee werden, ein braunes oder doch eher ein rotes? Die vielen farbigen, gleichgroßen Lederstücke, die an einem Metallring befestigt sind, machen die Wahl nicht einfach. Schließlich fällt die Entscheidung der Achtjährigen auf die Farbe Rot. Lederstück vom Ring abtrennen, Schnittmuster auflegen und dann mit Hilfe von Betreuerin Anne-Katrin Scheffer mit Lineal sowie Rollschneider entlang der Schablone fahren. Langsam, aber sicher entsteht aus dem Lederstück, das irgendwann einmal in einem Möbelhaus an einer Couch hing und den Kunden die Farbenauswahl des Möbelstückes vorstellte, ein Portmonee.

Upcycling, aus Abfallprodukten Neues zu kreieren, liegt voll im Trend, und ist nun auch in der Jugendfreizeiteinrichtung Titanic der Katholischen Kirchengemeinde Sankt Johannes in Anrath eingezogen. Das diesjährige Motto der Sommerferienspiele lautet „Aus Alt mach Neu“. Die Lederarbeiten sind dabei nicht das einzige Angebot. Auf dem Außengelände reiht sich ein Pavillon an den nächsten. In jedem von ihnen wird ein Upcycling-Angebot vorgestellt. Es ist eine regelrechte Upcycling-Straße entstanden, an der sich jeder Teilnehmer für das entscheiden kann, worauf er oder sie gerade Lust hat. Die Palette ist breit gefächert und reicht von maritimen Windlichtern aus Glas – wobei die Gläser einst als Verpackungen von Gurken und andere eingelegte Speisen dienten – bis hin zur Herstellung von Regenmachern aus Papprollen.

„Wir haben wochenlang Dosen, Papierrollen, Schraubgläser, Zeitungen, Waschmittelverpackungen und viele andere Produkte gesammelt, die sonst direkt in der Mülltonne gelandet wären“, sagt Einrichtungsleiterin Simone Benen-Heyer. Danach wurden Beispielprodukte hergestellt, die nun als Anregung an den jeweiligen Pavillons zu sehen sind. Dass man aus Waschmittelverpackungen aus Kunststoff phantasievolle Schwäne sowie Elefanten herstellen kann und dass aus Kork die witzigsten Schlüsselanhänger gemacht werden können, ist für die meisten der jungen Teilnehmer im Alter von sechs bis zwölf Jahren neu.

Bei Betreuer Jan-Peter wird geschwitzt. Das Sägen der Ytonsteine aus Porenbeton verlangt Kraft und Ausdauer. „Wir haben die Steine mit der Kreissäge durchgeschnitten, damit sie etwas flacher werden. Aber es ist immer noch jede Menge Arbeit“, sagt Jan-Peter, der gerade den von Leo aufgezeichneten Schmetterling aussägt. Wenn er fertig ist, kann der Zehnjährige die Feinheiten selber mit Hammer, Meißel und Schleifpapier herausarbeiten.

Ganz schön matschig geht es bei Betreuerin Kristina zu, wo gerade der Mixer surrt. „Wir zerkleinern Zeitungspapier zusammen mit Wasser“, erklärt die junge Frau den Standmixereinsatz. In einem großen Eimer ergeben das zerkleinerte Zeitungspapier und Wasser einen gräulichen Brei. Vorsichtig senkt Oskar ein quadratisches Sieb in die Masse, um es ebenso sorgfältig und absolut waagerecht haltend wieder aus der Masse zu ziehen. „Das muss jetzt trocknen. Wenn es trocken ist, kann es vom Sieb genommen und weiterverarbeitet werden“, sagt der junge Papierhersteller. Helferin Lara ist indes mit der Verarbeitung des bereits fertigen Papiers beschäftigt. Sie stellt aus den einzelnen getrockneten Seiten Notizblöcke her.

Bei der Lederverarbeitung hat Scheffer mittlerweile das Pony in den Einsatz gebracht. „Das ist quasi die dritte Hand, die uns beim Nähen hilft“, erklärt Scheffer die Nutzung des zusammenklappbaren Holzblocks, der oben mit Leder ausgespart ist und in den das zu nähende Lederstück eingespannt wird. Das ist in diesem Fall das Portmonee von Paulina. „Das mache ich aber nicht für mich, das ist für meine Mama“, sagt die Zehnjährige.

Neben dem Upcycling stand im Rahmen der Ferienspiele das Thema Müll mit im Mittelpunkt. Es gab einen Umwelttag mit der Nabu-Ortsgruppe aus Willich. Das Buch „Wilder Müll“ wurde besprochen, und im benachbarten Park sowie auf dem Grundschulgelände gingen die Teilnehmer der Ferienaktion unter die Müllsammler. „Danach haben wir ein drei Meter langes Parkbild gemalt. Als es fertig war, haben wir den gesammelten Müll darauf gekippt. Das hat uns sehr deutlich gemacht, was es heißt, Müll wild auf etwas wirklich Schönem zu entsorgen“, sagt Benen-Heyer.

Für viel Spaß sorgte die Fahrt in den Freizeitpark „Irrland“. Beim Kinderfest wurden alte Spiele neu entdeckt. Bei sommerlichen Temperaturen gab es auch mal eine Wasserschlacht. Die Kinder erlebten in den drei Wochen eine abwechslungsreiche Zeit mit vielen schönen Erinerungen, zu denen ein auch ein selbst gestaltetes T-Shirt und eben die vielen recycelten Basteleien gehören.