Vom schwierigen Weg ins sichere Deutschland
Ein junger Mann, der zurzeit in Vorst lebt, berichtet von seiner abenteuerlichen Flucht aus Syrien.
Tönisvorst. Der Weg ist noch weit, sehr weit. Im Moment sehen viele Menschen in der Stadt ganz einfach viele Flüchtlinge. Die oft noch keine „richtige“ Unterkunft haben, vielmehr in Provisorien leben wie der Hans-Hümsch-Halle in Vorst. Klar erkennbar ist der Wunsch, die Flüchtlinge zu integrieren. Aber wie macht man das?
„Zum Beispiel, indem man den Menschen ein Gesicht gibt. Nicht immer nur von ’den Flüchtlingen’ redet“, sagt Ludwig Kamm, Pfarrer unter anderem für die beiden Tönisvorster Gemeinden. Er will künftig wöchentlich einen Flüchtling im Gemeindebrief porträtieren. Da ist der Fall des 21-jährigen Syrers, dem am 5. Mai die Stadt Tönisvorst als Wohnort zugewiesen wurde. „Ich habe das Gymnasium absolviert. Wegen politischer Verfolgung musste ich meine Heimat verlassen“, sagt der junge Mann, der nicht erkannt werden möchte.
Über die Türkei, Griechenland, Mazedonien, Serbien, Ungarn und Österreich habe er es schließlich geschafft, Deutschland zu erreichen. „Besonders in Ungarn war es schrecklich. Schon an der Grenze wurden Polizeihunde auf mich gehetzt, die mir meine Kleidung zerrissen“, erzählt der Syrer von bedrückenden und traumatisierenden Erlebnissen. Danach sei er in Haft gekommen — eine Zelle für 40 Personen. „So klein, dass wir kaum liegen konnten. Mir wurde gesagt, ich müsste ein Jahr in Haft bleiben, wenn ich die Abnahme meiner Fingerabdrücke verweigere“; so der junge Mann. Es seien ihm Prügel angedroht worden oder auch, dass er nach Syrien zurückgeschickt werde. Nach fünf Tagen wurde er entlassen und zum Bahnhof gebracht, ohne irgendeine Hilfe.
Zwar ist er in Vorst sicher, aber gesundheitlich ist er angeschlagen. „Ich kann kaum schlafen, habe starke Kopfschmerzen und immer wieder Migräne-Anfälle“, schildert er. Und Alpträume: „Ich träume nachts davon, zwangweise nach Ungarn zurückgeschickt zu werden.“
Nach der Demonstration in Vorst am 17. Juni mit einem deutlichen Zeichen gegen braune Dumpfbacken, steht ein weiterer Schritt an: Grillen mit den Neubürgern, wie der Gemeindebrief der Pfarre St. Godehard die Flüchtlinge liebevoll nennt. Bereits vor Wochen hatte die Vorsterin Edith Mascini zu dem Grillfest aufgerufen und betont, sich über viel Beteiligung zu freuen (siehe Kasten).