Anrath: Streit um Zebrastreifen
CDU und SPD beanspruchen eine Idee jeweils für sich. Von Anwohnern gibt es Kritik in der Sache.
Anrath. Während die Politik sich heftig streitet, wer die Idee zu dem Zebrastreifen an der Kirche in Anrath hatte, regt sich im Ort zum Teil massive Kritik an dem neuen Überweg.
„Mit einem Rollstuhl bleibt man da hängen“, sagt ein Anlieger, der das Geschehen in den letzten Tagen genau beobachtet hat. Besonders bei der Betreuung der Menschen aus der Lebenshilfe-Einrichtung sei ihm das ganz massiv aufgefallen. Auch Menschen mit Rollatoren hätten dort ihre Schwierigkeiten. „Die Absenkung ist nicht tief genug.“
Markus Gather, 2. Vorsitzender des SPD-Stadtbezirks Anrath
Von einer Anratherin, die sich oft im Ort aufhält, kommt die Kritik an der Lage des Zebrastreifens. „Wer läuft denn schon einen Umweg?“, fragt die Frau. Sie glaubt nicht, dass die Schüler — nächste Woche sind die Ferien zu Ende — einen Umweg von gut 150 Metern machen, um über die Straße zu kommen. „Besser wäre der Überweg am alten Platz gewesen“, sagt die Frau.
Unterdessen ist auch ein politischer Streit entbrannt, der Potenzial hat, zu eskalieren. Wer hat’s erfunden? Mit dieser Frage beschäftigen sich die Anrather CDU und die Anrather SPD. In einer Pressemitteilung hatte sich die CDU in der vergangenen Woche über den Zebrastreifen an der Kirche gefreut: „Gerade wird ein Antrag der CDU aus dem vergangenen Jahr umgesetzt und an der Kirche ein Zebrastreifen aufgetragen, die Beleuchtung dafür ist bereits installiert. „Wir hoffen, dass die Querungshilfe ein weiterer Schritt ist, besonders für Kinder, ältere und behinderte Menschen, den schön gestalteten Ortskern Anrath noch sicherer zu machen“, sagt der stellvertretende Fraktionsvorsitzende Dieter Lambertz.
Das will die SPD nun aber nicht unkommentiert stehenlassen: „Sie ist immer schwerer zu ertragen: die dauernde Selbstbeweihräucherung der CDU in Anrath. Neuester Clou von Dieter Lambertz und Herrn Fassbender, um die Anrather in die Dankbarkeitspose schicken zu wollen: die Behauptung, dass sie die Idee zum Zebrastreifen an der Kirche in Anrath gehabt hätten. Dies ist mit so wenig Wahrheitsgehalt verbunden, wie die Behauptung, dass die Erde eine Scheibe ist“, schreibt Markus Gather in seiner Funktion als stellvertretender Vorsitzender des SPD Stadtbezirks Anrath.
Sehr viele Bürger in Anrath hätten im vergangenen Jahr die Parteien angesprochen und die Problematik deutlich gemacht, so Gather weiter. Sie wiesen darauf hin, dass sich sowohl ältere Mitbürger als auch Schulkinder durch die geschaffene Verkehrssituation sich gefährdet fühlen. „Ihnen gehört das Lob, dass sie die Idee hatten und energisch dies immer wieder verlangt haben“, so Gather.
„Gemeinsame Ortstermine von CDU und SPD gab es schon im Sommer letzten Jahres. Die Maßnahme wurde untereinander abgesprochen. Zwar stimmt es, dass die CDU den Antrag stellte, aber in Absprache mit der SPD. Darüber hinaus haben alle Parteien den jetzigen Zebrastreifen gewollt — auch das wird wieder von der CDU vergessen. Wie kann man sich nur so sehr mit Eigenlob überschütten?“, so Gather. kor/ msc