Brauchtum Vorst: Heimat-Geld fürs Martins-Denkmal

Vorst · NRW-Ministerin Ina Scharrenbach war mit froher Kunde in Vorst. Das Martinskomitee freut sich über 50 000 Euro.

Zur Freude von Gregor Heidenfels (M.) und Bernd Mertens brachte Ina Scharrenbach den Förderbescheid mit.

Foto: Reimann, Friedhelm (rei)

Dass die Ministerin mit etwas Verspätung nach Vorst kam, tat der Freude keinen Abbruch. Denn Ina Scharrenbach (CDU) hatte aus Düsseldorf einen Förderbescheid mitgebracht, der sich sehen lassen kann: Das Versprechen auf 50 000 Euro brachte die NRW-Ministerin für Heimat, Kommunales, Bau und Gleichstellung mit. Mit einer „Heimat“-Initiative, bestehend aus den Elementen Scheck, Preis, Werkstatt, Fonds und Zeugnis, fördert die Landesregierung mit rund 150 Millionen Euro bis 2022 die Gestaltung der Heimat vor Ort. Aus dem Topf „Heimat-Werkstatt“ hat nun das Martinskomitee Vorst den Zuschlag bekommen, um ein Denkmal zu realisieren.

Diesen Wunsch konnte der Verein nur mit öffentlicher Hilfe realisieren. „In unserer Satzung ist festgelegt, dass wir das Geld, das wir sammeln, nur für das Martinsfest ausgeben dürfen. Andere Einnahmen haben wir nicht“, erklärt der Vorsitzende Bernd Mertens. Die Landtagsabgeordnete Britta Oellers (CDU) hatte den Hinweis auf das Förderprogramm gegeben.

So einige Martinsdenkmäler kennt man schon in der Umgebung: In St. Tönis teilt der Heilige aus Bronze den Mantel. In Kempen stehen bronzene Kinder mit Fackeln am Buttermarkt. Für Vorst sollte es nun ein ganz anderer Werkstoff werden. Einen Ansprechpartner dafür fand man im Ort. Udo Kneer ist Betonbaumeister und Betonkünstler und legte einen Entwurf vor, der das Martinskomitee begeisterte.

Aufgebaut werden soll das Denkmal im Hochbeet am Eingang der Kuhstraße. Es wird aus sechs Wandscheiben aus Beton bestehen, die leicht versetzt angeordnet werden. Aus diesen Wandscheiben werden typische Martins-Symbole ausgeschnitten: St. Martin mit Pferd und Bettler, Mantel und Schwert, Gans, Feuer, Laternen und viele Menschen, die die Gesellschaft bilden. Teils werden die modern stilisierten Bilder mit buntem Glas dargestellt. Die Ausrichtung der Betonwände hat der Künstler so gewählt, dass die Bilder im Frühjahr und Herbst optimal von der Sonne beschienen werden. Das Glas ist eine spezielle Anfertigung.

Das sogenannte Dallglas wird heute noch in alter handwerklicher Tradition gefertigt und hat eine enorme Leuchtkraft. „Es war mir wichtig, das Lichtspiel des St. Martinsfestes wiederzugeben“, sagt Udo Kneer. Der 51-jährige Vorster ist seit 2012 künstlerisch aktiv und hat schon für Ausstellungen gefertigt. Dies wird sein erstes Denkmal. Er habe sich sehr geehrt gefühlt, so der Künstler. Die historische Geschichte und die Tradition modern umzusetzen, habe ihn sehr gereizt.

Um einen Eindruck vom Gesamtwerk zu vermitteln, hat der Künstler bereits ein Modell aus Holz gefertigt. Im Original wird das Denkmal sechs Meter lang und zwei Meter hoch werden. Dadurch, das die Betonelemente versetzt angeordnet werden, sieht man je nach Standort die Freiräume dazwischen oder eine geschlossene Wand, erklärt Kneer seine Idee.

„Der Martinsbrauch ist in Vorst gut verankert. Und das schon seit fast 120 Jahren“, so Bürgermeister Thomas Goßen (CDU). Diese Zahl stehe für viele Generationen leuchtender Kinderaugen. „Die Funktion des Denkmals, sich der Tradition bewusst zu machen, ist daher eine gute und richtige Idee“, sagte Goßen.

Die Gesamtkosten für das Denkmal liegen bei rund 55 000 Euro. 5000 Euro will das Martinskomitee durch Eigenleistung aufbringen.

In Vorst ist das Brauchtum sehr lebendig, wie Bernd Mertens berichtete. „Nachwuchssorgen haben wir nicht. Bei uns sind die Sammler Mitglieder im Verein – und da haben wir sogar eine Warteliste“, schildert der Vorsitzende. Knapp 90 Mitglieder zählt der Verein. Oft ist diese Aufgabe eine Familientradition, die quasi „vererbt“ wird.

Zurzeit sind die Sammler wieder unterwegs. Rund 2000 Tüten werden wieder für das Fest gepackt, die die Kinder und die Senioren ab 72 Jahren erhalten. Kindergarten- und Schulkinder werden am 9. November in zwei Zügen ihre Fackeln präsentieren, das Feuer auf dem Markt bewundern und in der Kirche ihre Tüten erhalten. Im nächsten Jahr sollen die Kinder dann das neue St. Martins-Denkmal bestaunen können, das kurz vor dem Martinsfest feierlich enthüllt werden soll.