Vorster Ortskern: Mieter ohne Wohnung

Der Neubau im Vorster Ortskern ist nach Jahren immer noch nicht fertig.

Foto: Kurt Lübke

Vorst. „Heute ruhen die Arbeiten mal wieder.“ Pfarrer Ludwig Kamm kann als direkter Nachbar der Baustelle im Vorster Ortskern nur noch den Kopf schütteln: 2011 hat der Investor, die Firma RWS Treuhand aus Viersen, damit begonnen, im sogenannten Kirchendreieck einen Neubau mit 21 seniorengerechten Wohnungen zu errichten. Doch wann das Haus jemals fertig sein wird, steht auch im August 2014 in den Sternen.

Foto: Lübke, Kurt (kul)

Eine ganze Reihe von alten Menschen aus Vorst, die für den Neubau schon ab Juni 2014 Mietverträge abgeschlossen haben, haben sich hilfesuchend an die WZ gewandt. Sie alle haben das gleiche Problem: Ihre alten Wohnungen haben sie längst gekündigt, die neuen stehen aber immer noch nicht zur Verfügung. Und auch verlässliche Auskünfte dazu erhalten sie von dem Viersener Unternehmen nicht. „Immer wieder wird man aufs Neue vertröstet“, berichtet eine Seniorin.

Die Hinhalte-Taktik des Investors hat teils schon dramatische Konsequenzen gehabt. „Ich habe im Juni jemandem eine Unterkunft besorgt, der plötzlich auf der Straße stand“, berichtet Pfarrer Kamm. Damals hätte ihm Erwin Naschberger, Geschäftsführer bei RWS Treuhand, die Fertigstellung für Mitte August angekündigt.

Davon ist man dem Augenschein nach meilenweit entfernt. Zuletzt wurde noch gelegentlich an den Balkonen rumgeschraubt — sonst tut sich fast nichts. Naschberger selbst soll allerdings vor einigen Tagen mit einer Kamera auf der Baustelle gesehen worden sein.

Der Bau der Wohnungen wird über öffentliche Kredite gefördert. Wer dort irgendwann mal einziehen will, benötigt deshalb einen Wohnberechtigungsschein. Bewilligungsbehörde der öffentlichen Kredite war der Kreis Viersen. „Wir haben in dieser Sache aber leider keine Handhabe, können keinen Druck ausüben“, sagt Kreispressesprecher Axel Küppers. Über die Bauaufsicht sei allerhöchstens die Stadt Tönisvorst dazu in der Lage, falls die Arbeiten tatsächlich über einen längeren Zeitraum ruhen.

Catharina Perchthaler, Pressesprecherin der Stadt, berichtet davon, dass nach dem Abriss der alten Gebäude auf dem Gelände die Baugenehmigung im Januar 2012 erteilt worden sei. Danach habe es jedoch immer wieder Planungsänderungen und Modifikationen gegeben — die letzte vom 8. Mai dieses Jahres.

Dem Vernehmen nach soll es zwischenzeitlich auch einen Architektenwechsel gegeben haben. Ist das richtig? Kam es deshalb zu den Verzögerungen? Wie lange werden die Bauarbeiten noch andauern? Wann können die Mieter endlich einziehen? All diese Fragen hätte die WZ gerne dem Investor gestellt. Doch mehrere Versuche, einen für das Projekt zuständigen Mann bei der RWS Treuhand zu erreichen, blieben erfolglos: Michael Aach, der in der Vergangenheit für Presseauskünfte zu dem Bau zuständig war, reagierte auf die Bitten um Rückruf schlichtweg nicht. Ganz ähnlich hatte er sich übrigens schon einmal im August 2012 verhalten, als die WZ ebenfalls über schleppende Baufortschritte berichtet hat . . .