Wackere Schotten ohne Chance
Mac Jupp und Mac Will haben eine leere Stadtkasse an die Willicher Jecken übergeben.
Neersen. Die Narren mussten bei der Schlosserstürmung ganz stark sein: Es plädderte, der Sturm aufs Rathausportal fand bei stürmischem Wetter statt — und es fehlten sowohl ein großes, als auch ein Kinderprinzenpaar. Nachdem sich beim dritten Anlauf dann die mächtige Tür öffnete, die nächste Katastrophe: Bürgermeister Josef Heyes und sein Team öffneten als wackere Schotten - und übergaben eine Schatulle, in der nur einige wenige Münzen waren.
Das Schloss wurde von der Verwaltungsspitze und von einigen Ratsmitgliedern verteidigt. Während die Verwaltungsleute einheitlich als Schotten auftraten, hatten die Ratsmitglieder ihrer Fantasie freien Lauf gelassen. Theresa Stoll (SPD) war als Erdbeere verkleidet, als „süßes rotes Früchtchen“. Ellen Roidl-Hock (FDP) kam im frisch gebügelten weißen Arztkittel, Dieter Lambertz (CDU) mimte den mittelalterlichen Ratsherren — und Guido Görtz (CDU) war als Magier verkleidet. In seiner Brust schlugen gestern Abend zwei Herzen: „Ich bin hier sowohl als stellvertretender Bürgermeister, als auch als Ehrenoffizier der Prinzengarde der Stadt Willich“, erklärte Görtz der WZ. An seiner Seite und ebenfalls im Zauberer-Look: Lebensgefährtin Diana.
„Wir treten hier als Schotten auf, um den Ratsmitgliedern zu verdeutlichen, dass gespart werden muss“, sagte Kerbusch, der gestern als Mac Will auftrat.
Der Widerstand war so groß nicht. Bereits beim zweiten Versuch der Gardetänzerinnen Miriam, Rebecca, Selina, Melanie und Nathalie und nochmal Nathalie öffnete sich das Portal leicht, mit dem dritten Versuch wurde der Widerstand der Machthaber im Schloss dann aufgegeben.
Immer, wenn der rote Rammbock gegen die Schlosstür knallte, gaben Philipp Rehmann und Sascha Peglow von den Schiefbahner Hubertusschützen einen Schuss ab, der wahrscheinlich in halb Neersen zu hören gewesen ist. Der faulige Geruch der Knallpatronen und der Rauch lagen noch in der Luft, als Bürgermeister Josef Heyes als Mac Jupp rauskam und sich den Eroberern stellte. Zuvor hatte Hans Nielbock als Vorsitzender des Festausschusses Forderungen an die Verwaltung gerichtet. „Wir wollen, dass in Alt-Willich eine neue, für alle Vereine bezahlbare Veranstaltungshalle gebaut wird“, lautete eine der Forderungen. Außerdem müsse der Schlosshof überdacht werden — das sei für Schlosserstürmungen, aber auch für die Schlossfestspiele sinnvoll.
Mehrere Dutzend Narren waren dabei, als das Neersener Schloss gestürmt wurde. Sie haben sich die gute Laune durch das schlechte Wetter nicht vermiesen lassen. Der Vorsitzende der Prinzengarde der Stadt Willich, Frank Schreiber, trug über seiner cremefarbenen Uniformjacke eine blaue Steppweste, andere Gardemitglieder hatten an einen transparenten Regenschutz gedacht.
Dann aber noch eine „kalte Dusche“ in Form der Rede von Bürgermeister Heyes als Mac Jupp: „Wenn ihr drin ward, wollt ihr schnell wieder weg, denn ihr meint, da rührt sich nichts vom Fleck. Große Haufen Geld sind hier auch nicht zu finden, jetzt wisst ihr, warum Bürgermeister und Kämmerer sich so winden“, gab er zu verstehen. Dann ging es in den Wahlefeldsaal, um die Erstürmung zu feiern, obwohl sie nicht so ergiebig gewesen sein mag wie erwartet.