Willich Walzer, Rapp und Explosionen
Mit „Michel aus Lönneberga“ beginnen am 18. Juni die Schlossfestspiele in Neersen. Der Regisseur verspricht viel Tempo auf der Bühne.
Neersen. Freilichttheater und Regen — diese Kombination braucht kein Mensch. Doch manchmal ist sie nicht zu vermeiden. So wie gestern, als sich der größte Teil des Ensembles der Schlossfestspiele eingefunden hatte, um die ersten beiden Premieren anzukündigen: „Michel aus Lönneberga“ geht am 18. Juni an den Start, „Honig im Kopf“ folgt sechs Tage später.
Der Fototermin im strömenden Regen vor dem Technischen Rathaus machte sicher nicht allen Akteuren Spaß. Anders als die Probearbeiten zum Michel, von denen Regisseur Gideon Rapp mit rasender Euphorie berichtete. Das Stück, so Rapp, kenne er in- und auswendig. Und das nicht nur vom Film her, sondern auch weil seine Mutter Angelika es vor zwei Jahren im Schwarzwald auf der Hornberger Freilichtbühne inszeniert hat.
In Neersen, so verspricht der Sohn, wird es eine völlig andere Aufführung geben. Und wenn man ihm zuhört, glaubt man es sofort: Rapp, der in Neersen vor zwei Jahren als Möchtegern-Schauspieler Eugen Rümpel in „Pension Schöller“ und im Vorjahr als pfiffiger Pfeiffer in „Die Feuerzangenbowle“ zu sehen war, berichtet von viel Tempo auf der Bühne, von einem explodierenden Klohäuschen und der rappenden und Walzer tanzenden Kuh Elsa — bei der Gideon Rapp teils den Hintern spielt. Zudem rät er dem Publikum dazu, Nackenstützen zu nutzen, denn das Schloss werde „vom ersten bis zum letzten Fenster bespielt“.
Was nun alles nicht heißt, dass Klamauk präsentiert werden soll. „Ein bisschen Comedy“ verspricht Gideon Rapp augenzwinkernd für seine erste Regiearbeit, aber auch: „Wir nehmen das Ganze ernst.“
Holger Stolz ist fasziniert von seiner Rolle als Michel. Den beschreibt er als einen sieben- bis achtjährigen Jungen mit starkem eigenen Willen und großem Herz, der sich die Welt zu eigen macht, ein „Täter, Clown und Kind“. Mit seinen (meist ungewollten) Streichen treibt er die eigene Familie, zu der in der heilen Welt eines schwedischen Bauernhofs auch Knecht und Magd gehören, schier in den Wahnsinn. Am Ende der rund 70-minütigen Aufführung sind aber alle ganz stolz auf ihren Michel.
Eine wichtige Rolle bei der Inszenierung hat wieder Silke von Patay übernommen: Als Ausstatterin kümmert sie sich um das explodierende Klohäuschen, muss aber auch die Frage lösen, wie man bei 20 geplanten Aufführungen 20-mal eine Suppenschüssel zum Zerspringen bringt. Für Kostüme, Requisite und Bühnenbild hat sie sich eine „liebevolle Überhöhung“ ausgedacht, verrät sie — ab dem 18. Juni wird man wissen, was sie darunter versteht.
Details zur Inszenierung der Tragikkomödie „Honig im Kopf“, bei der R.A. Güther in der Rolle des an Alzheimer erkrankten Amandus zu erleben sein wird, verraten wir heute in einer Woche.