Tönisvorst Wenn die Turmuhr schlägt und das Käuzchen ruft
Das Junge Theater Krefeld holt „Das Gespenst von Canterville“ ins Forum Corneliusfeld.
St.Tönis. „Wir brauchen noch mal Penny, Polly und den Kürbis. TJ muss auch wieder nach oben. Wir starten mit der Kürbisszene“, ruft Catherin Reimann. Rege Betriebsamkeit setzt ein. Ariane von dem Bussche taucht in einen Requisitenkoffer ein und kommt mit roter Lockenperücke sowie Hexennase wieder hoch. Während sie sich in Mrs. Lucretia Otis verwandelt, ertönt auf der Bühne des Forums Corneliusfeld gespenstisches Rufen.
Rebekka Lauke in der Rolle von Penny und Lina Keßel als Polly, beide in identisch lange Mickey-Mouse-Schlafshirts gekleidet und mit einem Kürbis bewaffnet, schweben auf Mr. Hiram B. Otis, alias Christian Rodriguez, zu. Jede Bewegung und jeder Satz, der oben auf der Bühne gesprochen wird, verfolgt Reimann aufmerksam.
Nicht minder konzentriert ist Yvonne Keßel. Eigentlich spielt sie Lady Margaret de Canterville, ein 431 Jahre altes Gespenst, aber für die Szene ist sie kurz in die Rolle der Souffleuse geschlüpft. Die Kinderbühne des Jungen Theaters Krefeld steckt in den Proben für das „Das Gespenst von Canterville“.
Wer denkt, er kennt das Stück, hat sich getäuscht. Zumindest was die aktuelle Aufführung betrifft, die ist nämlich ein Werk von Reimann. Sie führt nicht nur Regie, sondern die Version stammt aus ihrer Feder. Sie ist auf die heutige Zeit zugeschnitten und hat viele lustige Extras eingebaut.
„Wie immer haben wir überlegt: Wie sieht unser Ensemble aus und was könnte gut zu uns passen? Jeder in unserer Gruppe bringt Talente und seinen persönlichen Charakter mit. Das möchten wir immer in unsere Aufführungen einfließen lassen“, sagt Reimann. Die wöchentlichen Proben für die neue Aufführung fingen schon im August vergangenen Jahres an. Wie immer beim Jungen Theater Krefeld spielen jugendliche und erwachsene Darsteller aus Krefeld und Tönisvorst in einem gemischten Ensemble. Die Altersspanne im gesamten Team liegt so zwischen neun und 63 Jahren.
Wer nicht auf der Bühne steht, hat trotzdem alle Hände voll zu tun. Es gilt letzte Hand am Bühnenbild anzulegen, die Requisite zu überprüfen und die benötigen Geräusche zusammenzustellen. Für das Theaterstück verwandelt sich die Bühne in das Innere eines hochherrschaftlichen Schlosses mit entsprechendem Ambiente und den dazu gehörigen Geräuschen, angefangen von der schlagenden Turmuhr bis hin zum Käuzchenruf.
„Wir lassen auf der Bühne zwei Ebenen entstehen. Es gibt einen Speisesaal mit Kamin und englischem Gestühl, eben typisch für ein Schloss. Der Besucher wird Geheimhänge erleben und so manche weitere Überraschung“, macht Claudio Russo auf das von Joachim Pricken entworfene Bühnenbild neugierig.
Auf der Bühne läuft indes die Szene zwischen Mr. Otis, seiner Tochter Virginia (Selina Söhnel), seiner Frau Mrs. Otis und dem Herzog von Carbury (TJ Walker). „Christian, du kannst an der Stelle ruhig aufstehen und dich schützend vor deine Tochter stellen“, sagt Reimann zu Rodriguez, der spontan beim Streitgespräch auf der Bühne aufgesprungen ist und sich wieder hinsetzen will. Ein Nicken, eine kurze Wiederholung — und die Szene hat eine größere, authentische Wirkung erhalten.
Es sind die kleinen Feinheiten, an denen in den letzten Proben geschliffen wird, damit am 23. April alles perfekt ist, wenn es heißt: Vorhang auf zur Premiere des Stücks: „Das Gespenst von Canterville“.