Wetterdaten: Der „Wetterfrosch“ aus Neersen
Wilfried Hausmann sammelt Wetterdaten. Bis zu 3300 Mal am Tag wird seine Internet-Seite aufgerufen.
Neersen. Ist Wilfried Hausmann der Sven Plöger von Willich? Fest steht, dass auch er gerne in die Rolle des „Wetterfroschs“ schlüpft. Er erfasst in seinem Garten alle relevanten Wetterdaten, ein Programm wertet sie aus, macht daraus anschauliche Tabellen. Diese stoßen auf großes Interesse: www.neersen.de wird bis 3300 Mal pro Tag aufgerufen.
Schon als Jugendlicher hat der heute 65-Jährige Wetterdaten ermittelt und gesammelt. Der Neersener, der zuletzt als Disponent bei einem Anzeigenblatt gearbeitet hatte, hat in seinem Garten einen rätselhaft anmutenden Turm stehen mit vielen bizarr wirkenden Anbauteilen. Was aussieht wie ein aus Fundstücken komponiertes Kunstwerk, hält genau fest, was wettertechnisch gerade so abgeht.
Wilfried Hausmann kennt die neuesten Werte: „Die oberen zehn Zentimeter des Bodens sind komplett trocken, selbst in 30 Zentimetern Tiefe ist die Feuchtigkeit sehr gering.“ Um diese Daten nicht zu verfälschen, verzichtet der 65-Jährige darauf, den Rasen zu bewässern. Die Temperatur wird in zwei Metern Höhe gemessen.
Ein kleiner, solarbetriebener Propeller bringt die Luft in Bewegung, damit ein realistischer Wert an die im Keller untergebrachte Technik übermittelt werden kann. Regendauer-Sensor, Blattfeuchtigkeitsmesser, eine Einrichtung zum Messen der Windgeschwindigkeit und der UV-Strahlung sind ebenfalls vorhanden.
Per Funk werden die Daten an einen Rechner gesendet, der im Keller steht, in einem Raum, der ausschließlich von Wilfried Hausmann genutzt wird. Dort werden die Wetterdaten, die in seinem Garten gesammelt wurden, verarbeitet und aufbereitet. Der 65-Jährige hat einen eigenen Server, der mit dem Internet verbunden ist.
Hausmann, verheiratet und Vater zweier erwachsener Kinder, der gerne Motorrad fährt und vor 30 Jahren mit Ehefrau Rita das Willicher Stadtprinzenpaar bildete, kann sehen, wie viele Nutzer gerade online sind. Auf Knopfdruck erkennt er, ob Gewitter auf die Stadt zukommen. Den Radius kann er dabei frei wählen.
An einem schwülwarmen Sommerabend sagte ihm seine aufwändige Technik, dass es in den vergangenen 15 Minuten im Umkreis von 15 Kilometern fünf Mal geblitzt hat, im Umkreis von 75 Kilometern jedoch stolze 678 Mal. Das sind Werte, die Landwirte, die auf dem Feld arbeiten müssen, genauso interessieren wie Menschen, die eine Radtour machen wollen.
Die Statistik ist sehr umfangreich. Dass dieses Frühjahr zu kalt war, kann Wilfried Hausmann bestätigen: „Die Durchschnittstemperatur lag bei 11,1 Grad — vergangenes Jahr waren es noch 13 Grad gewesen. Und: „Der letzte Bodenfrosttag war der 28. April.“