Willich: „Die Gruppe tut mir sehr gut“
In Willich treffen sich seit zehn Jahren Menschen, die unter Angst- und Panikattacken leiden.
Willich. Angst ist an sich etwas Gesundes, Natürliches. Aber wenn jede Autofahrt zur Qual wird, jedes Verlassen der eigenen vier Wände zur Tortur, dann muss etwas geschehen. In Willich gibt es seit zehn Jahren eine Selbsthilfegruppe für Menschen mit Angst- und Panikattacken sowie Depressionen.
Christel Schneider (49) leitet die Gruppe. Sie macht einen stabilen, gefestigten Eindruck. Doch das war nicht immer so: "Einkaufen ging eine Weile überhaupt nicht, ich bin nicht Auto gefahren. Ich musste langsam lernen, Menschen zu ertragen." Diesen Weg hat sie ganz ohne Medikamente geschafft. Das macht den neuen Mitgliedern der Gruppe Mut.
Klaus (50) ist seit einiger Zeit regelmäßig dabei. Er zieht eine positive Zwischenbilanz: "Ich kann jetzt besser mit den Angst- und Panikattacken umgehen." Gescheiterte Beziehung, Tod des Vaters, Arbeitslosigkeit - gleich mehrere Schicksalsschläge hatten ihm zugesetzt. Er kann heute offen über seine Probleme sprechen. Beispielsweise, dass es ihm nicht leicht fällt, sich in einen Zug zu setzen und zu verreisen. Zwei Gruppenmitglieder möchten sich nicht äußern - die anwesende Presse verunsichert sie.
Udo Falk (49) moderiert wie ein erfahrener Psychotherapeut. Nur mit dem Unterschied, dass er weiß, wovon er spricht. Der 49-jährige Polizeibeamte war vor sieben Jahren zum ersten Mal von einer Panikattacke überrascht worden. "Anderthalb Jahre lang ging dann gar nichts mehr", erzählt er. Er konsultierte Fachärzte, schluckte Pillen, die ihn süchtig machten und stellt rückblickend fest: "Die Gruppe hat mir am meisten geholfen."
Bodo hat kein Angstproblem. Aber er hat Monique, kommt als betroffener Angehöriger in die Gruppe. "Mir ist der Austausch wichtig mit Betroffenen, die wissen, wovon sie reden", sagt Bodo. Und Partnerin Monique (27) hat Erfreuliches zu berichten: "Es geht langsam bergauf."
Eine Teilnehmerin, die nicht mit Namen genannt werden möchte, kommt zu dem Schluss: "Die Gruppe ist Bestandteil meines Lebens geworden, sie tut mir sehr gut."
Christel Schneider weiß, was die Gruppe so attraktiv macht: "Sie macht einen auf Erfolge aufmerksam, die man selber gar nicht sieht. Außerdem wird man aufgefangen, unterstützt." Sie hat für alle Betroffenen den Tipp: "Es ist wichtig, zu seinen Schwächen zu stehen."