Anrath: Mit Motor und Muskelkraft
Das Zweirad-Geschäft Wingerath verkauft E-Bikes. Dazu gibt es eine Ausstellung.
Anrath. In der Autoindustrie wird trefflich über Hybrid-Motoren diskutiert. Der Begriff bezeichnet die Kombination von mehreren Antriebstechniken.
Beim Pedelec oder E-Bike ist das längst gelebte Wirklichkeit. Hier ist es die Kombination aus menschlicher Muskelkraft und einem Akku-Motor, die besticht.
Wenn es bergauf geht, wird das Treten nicht schwerer, sondern der Motor übernimmt das, was früher den Radlern die Schweißperlen auf die Stirn trieb. Allerdings nur, wenn dabei weiter leicht getreten wird, von allein springt der Elektromotor nicht an.
Ulrike und Jürgen Wingerath vom gleichnamigen Geschäft in Anrath haben die Chancen, die diese Technologie bietet, früh erkannt. Obwohl sie mit ihrem Geschäft eher auf dem "platten Land" als in einer Metropole liegen, haben sie sich zum zweitgrößten Anbieter der Winora-Gruppe, die einen Großteil dieser Räder stellt, in ganz Nordrhein-Westfalen gemausert.
Und dementsprechend ist die "Ausstellung", die am Freitag und Samstag in den Räumen an der Jakob-Krebs-Straße stattfindet, mehr als eine einfache Ausstellung. Einige Modell-Neuheiten werden direkt von der Messe in Salzburg geliefert, sind so in Deutschland noch nicht zu sehen gewesen.
An einem Rad schraubt die Firma Rabeneick sogar noch exklusiv für Wingerath, es wird erst Mittwoch Abend angeliefert. Auch die Firma Bosch ist inzwischen in die Produktion der Akku-Motoren eingestiegen. Ein erstes Modell der Traditionsfirma können die Wingeraths ebenfalls am Wochenende präsentieren.
Die Kundschaft für E-Bikes der ersten Jahre war klar umrissen. Es waren eher die Senioren, die ohne Herzklabastern wieder unterwegs sein wollten. Die sind auch heute noch dabei. Mit den Motoren der neueren Generation, die eine deutlich größere Reichweite haben als die der Anfangszeit, kommen sie auch bis nach Kevelaer und zurück.
"Aber wir haben auch einen jungen Bank-Mitarbeiter unter den Kunden, der gerne mit dem Rad zur Arbeit fährt, aber nicht verschwitzt ankommen will und deshalb den Antrieb zuschaltet", erzählt Jürgen Wingerath. Neben den klassischen E-Bikes stellt er auch Mountain-Bikes und Crossräder mit dem neuen Antrieb vor. "Da kriegen dann auch Jugendliche glänzende Augen", sagt der Fahrradhändler.
Wingerath hat in seiner Werkstatt sämtliche Diagnose- und Wartungsgeräte für die sechs Hersteller, die er führt. "Das ist nicht mehr wie beim normalen Fahrrad, dass man einfach markenunabhängig jedes Ersatzteil einbauen kann", erklärt der Fachmann. "Das ist eher vergleichbar mit der Fachwerkstatt im Automobilbereich." Deshalb rät er allen Interessenten zu gründlicher Information. Wer optimalen Service wünsche, der solle schon beim Kauf darauf achten, was ihm die entsprechende Werkstatt im Falle eines Falles bieten könne.