Willich: Geld von der Sparkasse

Die Stadt ist auch Träger mit Sitzen im Zweckverband.

Willich. Wenn’s um Geld geht — Sparkasse. An diese alte Werbebotschaft hat sicher Willichs Stadtkämmerer Willy Kerbusch gedacht, als er kürzlich über den düsteren Zahlen des Doppelhaushaltes 2011/2012 brütete. Geld fehlt dort an allen Ecken, vor allem ihre Liquiditätsschwäche zwingt die Stadt, kurzfristige Dispokredite von mehr als 30 Millionen Euro aufzunehmen. Doch beim Kassensturz fiel Kerbusch auf, dass die Stadt Willich einen kleinen Anteil an der Sparkasse Krefeld hält — und schon waren Begehrlichkeiten geweckt.

„Es kann nicht sein, dass die Stadt mit ihrem Trägerschaftsanteil in schlechten Zeiten Risiken abfedert, aber in guten Zeiten nichts davon hat“, kritisiert der Kämmerer. Das machte er jüngst auch bei der Einbringung des Haushalts im Stadtrat deutlich.

Inhaltlich steht er damit auf der Seite seines Krefelder Kollegen, der kürzlich ebenfalls eine Gewinnausschüttung der Sparkasse an die Stadtkasse gefordert hatte. Zwei Millionen Euro sollen es werden. Kerbusch hat für Willich mal eine Summe von insgesamt 500 000 Euro angesetzt, wobei er dabei schon eine indirekte Gewinnausschüttung über den Kreis Viersen durch Senkung der Kreisumlage mitgerechnet hat.

Die Stadt Krefeld hält einen Anteil von 50 Prozent an der Sparkasse, der Kreis Viersen kommt auf 42,5 Prozent — und die Stadt Willich auf 7,5 Prozent. Wieso besitzt Willich, anders als alle anderen Kommunen im Kreisgebiet, überhaupt einen eigenen Anteil? „Das hat etwas mit der Fusionsgeschichte zu tun“, sagt Peter Bauland, Pressesprecher der Sparkasse.

Zu den Vereinbarungen vom 1. April 1990 gehörte die Gründung einer „Willicher Kulturstiftung“, die gemessen an anderen Städten finanziell aber nur sehr klein ausgestattet wurde (siehe Kasten). Gleichzeitig wurde Willich aber Träger der Sparkasse Krefeld mit zwei garantierten Sitzen in der Verbandsversammlung. Darüber hinaus ist damals ein Willicher Direktionsbeirat gebildet worden, in dem ebenfalls diverse Stadt-Politiker einen Sitz bekamen. Das Gremium, dessen genaue Aufgaben sich dem Außenstehenden nicht erschließen, existiert bis heute.

Die wichtige Verbandsversammlung (besetzt mit je 20 Mitgliedern aus Krefeld und Willich/Kreis Viersen) muss Anfang Juli über den Antrag der Seidenstadt entscheiden, Gewinne an den Stadthaushalt abfließen zu lassen. Ludger Gooßens, bis vor wenigen Tagen Vorstandsvorsitzender des Geldinstitus, hat sich im WZ-Interview klar dagegen ausgesprochen. Begründung: Um weiter wachsen zu können, benötige die Sparkasse ein höheres Eigenkapital.

Auch aus dem Kreis Viersen kamen schon ablehnende Signale, obwohl ja auch der von den Gewinnen profitieren würde. Kämmerer Kerbusch lässt sich davon nicht beirren: „Ich bin zuversichtlich. Ein Interessensausgleich muss geschaffen werden“, fordert er.