Willich: Im Auftrag des Herrn
Black Brothers in Willich: Das bedeutet Kult und einen rappelvollen Kaisersaal.
Willich. Sie tragen schwarze Anzüge und Hüte, Ray Ban-Sonnenbrillen und ein weißes Hemd. Sie sind cool, und sie sind im Auftrag des Herrn unterwegs. Heiß wird es, wenn sie loslegen. Die Black Brothers & The Bad Bones tun das um kurz vor Zehn.
Das Publikum wird bereits ungeduldig, pfeift und grölt. Nach der letzten Zugabe der Vorband "Wild", die vor allem mit Country & Western-Pop für Stimmung sorgt, ist die Erwartung spürbar.
Endlich erscheint "Big Fat Jakie Baby" Jochen Contzen auf der Bühne. "Seid ihr bereit?", brüllt er ins Mikrofon. Die Frage wird einstimmig positiv zurückgebrüllt. "I will follow him." So leiten die Nonnen-Freundinnen von Kiki Contzen das Programm ein. Vor einem Jahr erstmalig einstudiert, hatte der Tanz der Nonnen aus Sister Act für Furore gesorgt.
"Zum 20-jährigen muss das wieder sein", hatte Jochen Contzen nach dem Auftritt entschieden. Eine gute Wahl, wie sich jetzt herausstellt. Der Saal beginnt zu vibrieren. "Gimme some lovin’", fordert Big Fat Jakie Baby. Kaum einer im Publikum bleibt da noch ruhig.
Wie im Film ist es die Mission der schwarzen Brüder, den Rhythm ’n’ Blues wieder in den Mainstream zu bringen. Sie haben Fans, die keines ihrer Konzerte auslassen. Tam Pearce ist einer von ihnen, das lässt sich schon an seinem Outfit erkennen. Wie ein echter Blues Brother ist er gekleidet.
"Seit 22 Jahren komme ich hierher. Egal, wo ich gerade bin auf der Welt, wenn die Black Brothers auftreten, bin ich hier in Willich", sagt der gebürtige Schotte, der in Willich seine große Liebe gefunden und geheiratet hat und seither hier lebt. "1996 bin ich von Hongkong nach Deutschland geflogen, nur um die Black Brothers zu sehen. 1993 war ich in England, da bin ich extra hergeflogen, um sie live zu erleben."
Songs wie "Do the twist" und Jakies Lieblingslied "Express way to your heart", "Going back to Miami" heizen dem Publikum mächtig ein. Das Solo für den Drummer setzt noch eins drauf, "The animal" am Schlagzeug weiß, was echten Rhythmus ausmacht. Nebelschwaden wabern über die Bühne, die Stimmung kocht.
Viel Applaus auch für das Gitarrensolo, der Groove greift um sich. "Soul man" hat einen Chor außerhalb der Bühne, so scheint es. "Hier steppt der Bär", fasst es Susanne zusammen. "Wenn gleich die Becher fliegen, werde ich nicht nass. Beim ersten Mal wusste ich das noch nicht. Plötzlich flogen volle Bierbecher auf die Bühne. Ich stand ganz vorne und war von Kopf bis Fuß in Bier gebadet. Das ist die Szene in der Truckerkneipe."
Thorsten aus Koblenz hat was zu kritisieren: "Jake singt die Texte von Elwood", bemängelt er. Und: "Sie haben viel zu lang gewartet mit dem Auftritt". Manche Fans haben offenbar eine klare Vorstellung von der Choreografie. "Da muss ein Ansager da sein, der die Band ankündigt."
Franziska findet die Background-Sängerinnen, ("Black Sisters") irgendwie hölzern. "Sie wirken, als würden sie das zum ersten Mal machen." "Also, ich finde sie sehr dekorativ", stellt ihr Begleiter mit einem Augenzwinkern fest und erntet dafür einen bösen Blick. "Baby, don’t you wanna go, back to the same old place, sweet home Chicago", heißt es im nächsten Song.
In Willich hat es Kultstatus, wenn die Black Brothers auftreten. Die Vorband, Special Guests wie Richetta Manager und Lucy Wende oder die Nonnen geben dem Auftritt eine zusätzliche Note. Mission erfüllt.