Willich: Thomas Pearce hat keine Wahl

In anderen Gemeinden wird am Sonntag gewählt. In Willich nicht.

Willich. Ob Krefeld, Mönchengladbach oder Viersen - am Sonntag wird in vielen nordrhein-westfälischen Städten ein Integrationsrat gewählt. Aber nicht in Willich. Dafür gebe es bei den rund 3000 ausländischen Mitbürgern keinen Bedarf, hatte Kerim Isik von der Deutsch-Türkischen Union öffentlich erklärt. Eine Bemerkung, die den gebürtigen Schotten Thomas Ian Pearce (44) auf die Palme bringt.

"Kann Herr Isik mir die Bürger nennen, die dazu befragt wurden? Ich glaube nicht", sagt Pearce. Die CDU und alle anderen Parteien hätten offenbar entschieden, dass die Deutsch-Türkische Union alle in Willich lebenden Ausländer vertritt. Er selbst habe mehr als 30 nicht-türkische Mitbürger aus anderen Nationen befragt. Ergebnis: "Sie wussten gar nichts von einem Integrationsrat." In Krefeld seien ausländische Mitbürger dagegen vorab informiert worden.

"Die Stadt zeigt seit Jahren, dass sie kein Interessen an uns Mitbürgern hat", lautet der Vorwurf des Schotten, der früher als Soldat der britischen Streitkräfte in Willich stationiert war und heute als Unternehmensberater arbeitet. Schon vor Jahren sei der Ausländerbeirat, in dem er selbst Mitglied war, aufgelöst worden, "weil wir EU-Bürger nicht mehr Mitglied sein dürfen". Und jetzt werde schon wieder jede Integrationschance vermasselt.

"Diese Stadt hat es geschafft, die EU-Bürger, die türkischen Bürger und alle anderen Bürger zu spalten. Nennt man das Integration?", fragt Pearce. Willich brauche unbedingt einen Integrationsrat, nicht nur für die "Ausländer", sondern für alle politischen Parteien die zum Beispiel alle Briten "Engländer" und alle ein Kopftuch tragende Frauen "Türken" nennen. "Wir sind integriert genug, Steuern zu zahlen, aber nicht integriert genug, etwas sagen zu dürfen", lautet Pearce’ bitteres Fazit.

Was sagt die Stadt Willich zu den Vorwürfen? Erich Paul vom Geschäftsbereich Zentrale Dienstleistungen stellt klar: Bei einer Zahl von unter 5000 ausländischen Mitbürgern müsse die Bildung eines Integrationsrates beantragt werden. Dafür müssten sich mindestens 200 Wahlberechtigte aussprechen. Das sei in Willich nicht passiert. Was Erich Paul auch nicht überrascht hat: "Schon der Ausländerbeirat hat sich mangels Interesse anfangs immer seltener und am Ende gar nicht mehr getroffen."