Willicher Uniformhaus: Vom Gamsbart bis zum Degen
Das Willicher Uniformhaus steht unter neuer Leitung: Jörg Becker hat es übernommen und schon vieles neu gestaltet.
Willich. Wie wäre es mit einem Gardeoffizier, mit einem preußischen Feldmarschall, mit einem Schillhusaren oder darf es lieber ein Smoking nach feiner englischer Art sein? Wer entsprechende Uniformen, Kostüme oder Anzüge sucht, ist bei Jörg Becker an der Kreuzstraße 20 in Willich bestens aufgehoben. Dort betreibt der 47-Jährige seit Dezember letzten Jahres das Willicher Uniformhaus.
„Ich liebe die Historie und die Trachten“, sagt der gelernte Großhandelskaufmann, der das Geschäft mit angrenzendem Maßatelier von Barbara Stommel übernommen hatte.
Es ist kurz vor der Mittagspause und eine Menge los. Nils van der Velden (30) vom Willicher Jägerzug „Die lustigen 2000er“ holt den Gamsbart für seinen Schützenhut ab, Patrick Jürgens (22) aus Rheindahlen probiert den auf Maß gefertigten blauen Gardeanzug mit dem in dem früheren Regiment bekannten hohen Stehkragen, eine Mitarbeiterin der Deutschen Bank erkundigt sich nach Schützenfest-Utensilien fürs Schaufenster während des Willicher Heimatfestes. Alle werden von Anke Püllen, Christa Esser und Andrea Hasenbeck prompt bedient.
Seit etwa vier Jahrzehnten gibt es das Willicher Uniformhaus. Der Spezialist für Gewänder hatte vor der Übernahme dort schon zuvor fünf Jahre mitgearbeitet, auch gerade dem Ganzen drinnen wie draußen ein neues Aussehen gegeben.
Neben einer Markise, den Deko-Puppen im Schaufenster, einem neuen Firmenwappen fällt im Innern vor allem das britische Grüne und die vielen historischen Details auf: Bilder von Feldzügen, alte und glänzende Pickelhauben, altertümliche Stickereien, so ein Stoff-Emblem mit der Aufschrift „Ritter der Süchtelner Möhre“.
Jörg Becker erklärt: „Der Kunde soll schon beim Betreten des Geschäftes merken, dass es hier um Stil und Tradition geht.“ Verleih, die Maßanfertigung und die Stickerei sind die wichtigsten Säulen des Geschäftes, in dem es eine Auswahl von nahezu 3000 Uniformen gibt, in den unterschiedlichsten Farben und Ausführungen, sogar Schützenjacken in einigen Varianten für die Kleinsten. Hinzu kommt das passende Zubehör, von der Feldbinde über den Federbusch bis zum Degen.
„Ich habe alleine etwa 130 Junker-Degen, 50 Löwenkopf-Degen und 30 Stich-Degen im Sortiment“, sagt der Geschäftsinhaber. Gleich nebenan fertigen im hauseigenen Maßatelier Renate Zons, Irmgard Schulte und Jutta Heiting alles nach den individuellen Kundenwünschen an. Natürlich finden dort auch Frauen das Passende, wie zum Oktoberfest den aktuellen Wies‘n-Trend.
Auch diese Trachten können entweder ausgeliehen oder gekauft werden. Bald kommen wieder die Karnevalskostüme und die Gewänder der Nikoläuse oder Martinsmänner dazu.
Aktuell hat Jörg Becker aber erst mal mit den Bestellungen von Uniformen für die Schützenfeste am gesamten Niederrhein und für die Karnevalisten der Prinzengarden und Musikvereine gehörig zu tun. Besonders zufrieden waren unlängst Gardejäger aus Königshoven bei Bedburg. Sie kamen mit historischen Bildern ins Geschäft und wollten eine naturgetreue Nachbildung der damaligen Uniform. Auch so etwas wird gemacht.