Wirtschaft: LG-Mitarbeiter sind gerne in Willich

Der Konzern zieht im Herbst ab. In Ratingen steht ihm mehr Platz zur Verfügung.

Willich. Selten zuvor hat man Bürgermeister Josef Heyes so zerknirscht gesehen wie am Mittwochabend im Haupt- und Finanzausschuss. „Viele Asiaten sind in der Öffentlichkeitsarbeit etwas anders aufgestellt“, erklärte er bitter, als er auf Anfrage von Bernd-Dieter Röhrscheid über das Ende der LG-Ära in Münchheide berichtete.

„Schon seit 2007 war ein neuer Standort im Gespräch“, erklärte Heyes. Um LG zu halten, habe die Stadt dem koreanischen Unternehmen fünf Immobilien angeboten, alle seien als ungeeignet abgelehnt worden. 2009 schließlich habe LG vorgehabt, die nicht mehr benötigte Lagerhalle zu verkaufen und den Bürotrakt zu vergrößern. Das sei an den hohen Kaufpreisforderungen für die Lagerhalle — 5,2 Millionen Euro — gescheitert.

Seit September 2010 seien dann erneut Überlegungen bei LG angestellt worden, das 36 000 Quadratmeter große Areal in Münchheide II aufzugeben. „Klaus Riedel und ich sind oft in dieser Sache unterwegs gewesen“, erklärte der Bürgermeister. Am 26. Januar schließlich habe ihn die Entscheidung aus Seoul erreicht, dass LG in eine ehemalige Rheinmetall-Immobilie in Ratingen-Tiefenbroich ziehe.

Heyes zeigte sich enttäuscht, dass jahrelange kontinuierliche Kontaktpflege letztendlich nichts gebracht hat. Neue Bosse in der Konzernzentrale in Seoul hatten Anfang des Jahres die Entscheidung gegen Willich getroffen.

Bei LG gibt man sich zu dem Thema offiziell zugeknöpft: Die Geschäftsleitung will zu den Umzugsplänen momentan nichts sagen. Aus dem Kreis der über 300 Mitarbeitern — viele davon wohnen auch in Willich — sind dagegen pragmatische Töne zu hören. „Die Büros hier sind relativ alt und viel zu klein geworden. Wir haben ja nicht mal Platz, um Gäste zu empfangen“, heißt es. In Ratingen soll viel Platz und eine moderne Ausstattung vorhanden sein.

Für den Wechsel auf die andere Rheinseite sprachen offenbar auch logistische Gründe: Der neue Firmensitz liegt zehn Minuten vom Flughafen entfernt, im Schnittpunkt mehrerer Autobahnen und ist auch mit öffentlichen Verkehrsmitteln gut zu erreichen.

Einer der rund 100 LG-Mitarbeiter aus Willich erklärte im Gespräch mit der WZ: „Ich wohne in dieser Stadt, fühle mich wohl hier. Daran wird sich nichts ändern. Und vielen Kollegen geht es genauso.“ Schließlich sei man über die A 44 in 20 Minuten am neuen Arbeitsplatz. An der Verbundenheit der LG-Leute zu Willich werde sich also nichts ändern: „Unseren Stamm-Italiener in der Mittagspause werden wir aber vermissen.“