Wohin mit Schülern in St. Tönis?
Politiker, Schulleitungen und Stadt haben sich zu einem Gespräch getroffen. Mittwoch tagt der Ausschuss.
St. Tönis. Tönisvorsts Schulpolitiker stehen vor einem schier unlösbaren Problem. Sie sollen am nächsten Mittwoch die Weichen dafür stellen, wo künftig die Kinder und Jugendlichen der zurzeit vier weiterführenden Schulen unterrichtet werden.
Das Schulzentrum Corneliusfeld mit Michael-Ende-Gymnasium (MEG), Realschule Leonardo da Vinci und der neuen Sekundarschule platzt aus allen Nähten. Im Gebäude Kirchenfeld, das die auslaufende Hauptschule nutzt, stehen immer mehr Räume leer. In Vorbereitung der Ausschusssitzung am Mittwoch kamen die Mitglieder, alle Schulleiter und ihre Stellvertreter am Donnerstagabend mit der Stadtspitze zum Informationsgespräch zusammen.
Könnte die Stadt Tönisvorst Millionen in An- und Umbauten am Schulzentrum Corneliusfeld investieren, ließe sich die Variante umsetzen, die Eltern und Lehrer des MEG und der Sekundarschule bevorzugen. Demnach wechselt die Realschule Leonardo da Vinci mit allen 14 Klassen im Sommer zum Standort Kirchenfeld und beendet dort 2018 ihren Schulbetrieb. Die fünf Klassen der Hauptschule Kirchenfeld ziehen ins Schulzentrum.
Diese „Künftig nur ein Schulstandort“-Idee ist teuer. Allein bis zum Schuljahr 2016/17 müssten sieben Klassen- und zwei Naturwissenschaftsräume im Schulzentrum zusätzlich gebaut werden, ein Jahr darauf weitere fünf Klassenräume. Ist das angesichts der städtischen Haushaltslage zu wagen? Oder sprechen sich die Politiker aus Haushaltsvernunft für eine von zwei anderen Varianten aus?
Eine lautet: Die Erprobungsstufe (Stufen 5 und 6) des Michael-Ende und zeitweise die Stufe 7 werden künftig am Standort Kirchenfeld unterrichtet. Die andere: Die Realschule Leonardo da Vinci zieht zum Standort Kirchenfeld und wird dort später Zug um Zug von den Stufen 8 bis 10 der Sekundarschule abgelöst. Lehrer und Eltern des MEG und der Sekundarschule lehnen das ab. Die Schulen fürchten Qualitätsverlust, konzeptionelle Einschränkungen, hohen organisatorischen Aufwand, etc.
Clemens Braun (SPD) brachte das Dilemma für die Politik auf den Punkt: „Egal, wie wir entscheiden: Von einer Schule beziehen wir auf jeden Fall Prügel.“ Helmut Drüggen (CDU) sagte: „Das ist ein friedfertig kaum zu lösendes Problem.“ Zu der Ausbau-Variante des Schulzentrums Corneliusfeld meinte er mit Blick auf den Steuerzahler skeptisch: „Da soll man zwölf Räume schaffen, um 17 Räume im Kirchenfeld leer stehen zu lassen.“
Die künftige Positionierung der Schulen ist auch ein hochemotionales Thema. Das verdeutlichte Monika Ricken, Leiterin der Realschule Leonardo da Vinci: Ihr Kollegium sei enorm belastet, erklärte sie. Etliche Lehrer arbeiteten bereits jetzt in zwei Schulsystemen, für die Real- und die Sekundarschule. Künftig dann auch noch an zwei Standorten? „Ein Komplettumzug zum Kirchenfeld würde zusätzlich eine riesige Belastung bedeuten.“
Paul Birnbrich, Leiter des MEG, versicherte den Kollegen von Haupt- und Realschule, dass sie bei Umzügen „hohe Lasten“ auf sich nähmen und sagte Solidarität zu.
Bürgermeister Thomas Goßen mahnte für die Beratungen an, den „Realismus der Zahlen“ im Blick zu halten. Das Thema Inklusion und seine Finanzierung sei noch ausgespart worden. Goßen ist der Überzeugung, dass es sich die Stadt nicht leisten könne, den Standort Kirchenfeld aufzugeben.
Am Mittwoch tagt der Schulausschuss ab 17.30 Uhr in der Cafeteria der Realschule Leonardo da Vinci im Schulzentrum Corneliusfeld.