NRW Laumann gibt Termin-Garantie nach Impfansturm

Düsseldorf · Nach den Turbulenzen beim Start der Terminvergabe für Corona-Schutzimpfungen hat Nordrhein-Westfalens Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann (CDU) eine Garantie abgegeben.

Karl-Josef Laumann (CDU), Gesundheitsminister von Nordrhein-Westfalen, spricht während einer Pressekonferenz. Foto: Federico Gambarini/dpa/Archiv

Foto: Federico Gambarini

Alle Über-80-Jährigen würden einen Termin erhalten, versicherte Laumann am Dienstag in Düsseldorf. Die Vergabe werde erst geschlossen, wenn alle in dieser Gruppe versorgt seien. Jedem alten Menschen in NRW könne versichert werden: „Du kannst jetzt ganz beruhigt sein, Du hast einen Impftermin. Und das werden wir in den nächsten Tagen ja, wenn die Menschen es wollen, auch erreichen.“

Ab dem kommenden Wochenende würden auch die Erstimpfungen in Pflegeheimen wieder aufgenommen, kündigte er an. „Wir wollen alles daransetzen, die Durchimpfung der Altenheime in der nächsten Woche zu erreichen“, unterstrich der Minister. Der Vorrang für diese Gruppe sei richtig, weil es hier die meisten Infektions- und Todesfälle gebe. Das Land hatte wegen Lieferverzögerungen beim Biontech/Pfizer-Impfstoff Erstimpfungen vorerst ausgesetzt.

Bislang habe seien in NRW 347 177 Erstimpfungen und 99 944 Zweitimpfungen verabreicht worden. „Bis auf 40 000 wurden alle in Altenheimen gemacht“, sagte Laumann. Mit einer derzeitigen Impfquote von 1,9 Prozent der nordrhein-westfälischen Bevölkerung liege das Land im Bundesdurchschnitt.

Es bleibe dabei, dass die Menge des zur Verfügung gestellten Impfstoffes das Tempo bestimme, bekräftigte der Minister. Nur wenn der Bund die erforderlichen Dosen zur Verfügung stelle, könne die Zusage der Bundesregierung eingehalten werden, dass jeder in Deutschland bis zum Ende des Sommers ein Impfangebot erhalte.

Trotz aller nachvollziehbaren Frustrationen und Verärgerungen von Menschen, die beim Start der Terminvergabe am Montag nicht durchgekommen seien, halte er den Aufschlag dennoch für gelungen, sagte Laumann. „Dass es gestern so war, wie es war, war mir vollkommen klar und es war unvermeidbar.“ Dass nach nur eineinhalb Tagen bereits 275 000 Termine vermittelt worden seien, zeige aber, „dass das System funktioniert“.

Ab dem 8. Februar sollen wöchentlich etwa 70 000 Über-80-Jährige in einem der 53 Impfzentren in NRW eine Erstimpfung erhalten. Das Ministerium rechnet in den ersten acht Wochen mit insgesamt 560 000 Erstimpfungen. Wenn sich rund 700 000 Menschen impfen lassen wollten, werde das zehn Wochen dauern, rechnete Laumann vor. Bei einer Million Menschen wären 14 Wochen erforderlich. Wann die nächste Gruppe dran sei, könne er derzeit noch nicht sagen.

Die Rangfolge könne nur vom Bund für ganz Deutschland verändert werden, antwortete der Minister auf Nachfragen. Jede Veränderung wäre allerdings wiederum mit Ungerechtigkeiten verbunden, die ebenso hinterfragt werden könnten. Die Impfungen in Hausarztpraxen anzubieten, sei derzeit noch nicht möglich. Dazu reichten die Lieferungen nicht aus.

Generell verbessere sich die Lage in NRW langsam: „Wir haben eine Situation, dass sich die Inzidenzzahlen bei uns deutlich nach unten entwickeln und wir auch eine dementsprechende Entspannung in den Krankenhäusern haben.“

Keine Kommune in NRW habe zuletzt mehr als 200 Corona-Neuinfektionen gerechnet auf 100 000 Einwohner binnen 7 Tagen verzeichnet. Nur noch drei Kommunen hätten eine 7-Tage-Inzidenz über 150, weitere 27 Kommunen lägen noch über 100. Alle anderen seien unter diesem Wert - teils deutlich.

Geimpft wird in NRW bereits seit rund vier Wochen. Im Zuge der ersten Impfwelle konnten sich Bewohner und Mitarbeiter von rund 2000 Pflegeeinrichtungen gegen Corona impfen lassen. Zum Start der Terminvergabe für Über-80-Jährige, die nicht im Heim wohnen, waren am Montag die Anmelde-Webseiten und Hotlines geradezu überrannt worden.

„Wir haben gestern online 700 Aufrufe in der Sekunde gehabt“, berichtete der Vorstandsvorsitze der Kassenärztlichen Vereinigung Westfalen-Lippe, Dirk Spelmeyer. „Das heißt also, wir hatten gestern in den Morgenstunden zeitweise 2,5 bis 3 Millionen Aufrufe. Das kann meines Erachtens nach kein System der Welt aufrechterhalten.“

In NRW leben rund 1,2 Millionen Menschen über 80 Jahre. Davon seien bislang etwa 200 000 in Altenheimen geimpft worden, sagte Laumann. Der Vorstandsvorsitzende der Kassenärztlichen Vereinigung Nordrhein, Frank Bergmann, sagte, es wäre im Prinzip kein Problem, jetzt noch eine Million Menschen zu impfen - wenn ausreichend Impfstoff da wäre. Das könnten die Impfzentren „in ganz wenigen Wochen“ erledigen. Problematisch sei, dass die Sorge der Betroffenen den Drang auslöse, „möglichst schnell einen Termin zu vereinbaren und möglichst auch zu den Ersten zu gehören“.

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(dpa)