Unendliche Geschichte Eigentümer will Brandruine nach Karneval abreißen lassen

Schlebusch. · Der Brand ist 17 Jahre her. Anwohner hatten schon protestiert.

Der Abriss des „Alt Schlebusch“ wurde Ende 2019 abgebrochen.

Foto: Miserius, Uwe (umi)

Es ist bereits eine gefühlt unendliche Geschichte, und sie wird wohl noch eine Weile andauern. Der Abriss der Brandruine „Alt Schlebusch“ ist ins Stocken geraten. Dabei hatte es im August 2019 nach Jahren des Stillstands so ausgesehen, als ob der Schandfleck aus dem Stadtbild verschwinden würde. Doch Ende 2019 wurden die Abrissarbeiten wieder eingestellt.

Warum? Das wollte die Fraktion der Grünen von der Verwaltung wissen. „Aus der Brandruine wurde eine halbe Brandruine – das Erscheinungsbild, das sich jetzt den Anwohnern und Passanten bietet, ist dadurch noch verheerender geworden. Darunter leidet die Attraktivität der gesamten Fußgängerzone“, schreibt die Fraktion in ihrer Anfrage.

In einer Stellungnahme erklärt die Stadt jetzt: „Die aktuelle Unterbrechung der Arbeiten beruht auf erforderlich gewordenen Abstimmungen mit den angrenzenden Nachbarn.“ Insbesondere mit einem Nachbarn seien intensive Abstimmungen erforderlich, um zu prüfen, ob eine Anbindung und Abwicklung der Baustelle über die Dechant-Fein-Straße erfolgen kann. Diese Möglichkeit lasse sich jedoch nicht realisieren, sodass die weitere Baumaßnahme über die Fußgängerzone abgewickelt werden muss. Mit dem Stillstand soll es jedoch bald vorbei sein. Die Stadt teilt mit, sie habe die erforderlichen Vorkehrungen mit dem Bauherrn getroffen. Die Arbeiten können demnach nach Karneval fortgesetzt werden.

Und was ist nach dem Abriss geplant? Fünf barrierefreie Wohnungen und eine Geschäftseinheit im Erdgeschoss sind an der Stelle geplant, hatte Hauseigentümer Johannes Krämer im August im Beisein von Oberbürgermeister Uwe Richrath erzählt. Ein Jahr Bauzeit waren damals für den Neubau eingeplant.

Der Hauseigentümer sagt,
es war damals Brandstiftung

In Schlebusch hatte die Nachricht im vergangenen Sommer für Aufsehen sorgen – im positiven Sinne, denn der „Schandfleck“, wie Bürger die Brandruine öfter titulierten, sorgt seit Jahren für Aufregung, Protest, zahlreiche Verhandlungen zwischen Stadt und/oder Politik und dem Eigentümer und im engen rechtlichen Sinne für Hausfriedensbruch.

Vor knapp 17 Jahren brannte es in dem Haus mitten in der Fußgängerzone in Schlebusch, in der die Gaststätte „Alt Schlebusch“ untergebracht war. Laut Krämer handelte es sich damals um Brandstiftung. Seitdem stand das Haus leer. Immer wieder beschwerten sich die Schlebuscher über die Ruine in der Fußgängerzone, alleine, es tat sich nichts. Bürger gaben eine umfangreiche Unterschriftenliste bei Stadtchef Uwe Richrath ab. Mehrfach wurden Bettlaken mit Sprüchen wie „Eigentum verpflichtet“ am Haus befestigt. Auch hinter dem Baumzaun. Die verbalen Angriffe auf seine Person interessierten ihn nicht, sagte Krämer im August: „Da stehe ich drüber.“

Allerdings: Stadt und Politik, vor allem CDU und SPD, hätten durchaus Druck auf ihn ausgeübt, mit dem Abbruch- und Neubauvorhaben endlich voranzukommen. Abbruch- und Baugenehmigungen liegen Krämer schon länger vor und wurden zwischenzeitlich erneuert beziehungsweise verlängert.