Ausstellung gegen rechts Haldenwang-Besuch: Kirche erwartet Kritik und Proteste
Wuppertal · Anlässlich der Ausstellung „Todesopfer rechter Gewalt“ kommt der Verfassungsschutz-Präsident in die Citykirche.
„Es ist ein wichtiges und ein ernstes Thema“, sagt Ilka Federschmidt zur Ausstellung „Todesopfer rechter Gewalt“, die am heutigen Mittwoch in der Elberfelder Diakoniekirche eröffnet wird - und die gerade erst in der vergangenen Woche durch die Morde von Hanau traurige Aktualität erhalten hat.
Um den Umgang mit Rechtsextremismus geht es im Zusammenhang mit der Ausstellung am morgigen Donnerstag, 27. Februar, in der Elberfelder Citykirche: Unter dem Titel „Die Neuausrichtung des Bundesverfassungsschutzes im Kampf gegen den Rechtsextremismus“, sind dort Thomas Haldenwang, der aus Wuppertal stammende Präsident des Bundesamts für Verfassungsschutz, und Dr. Mehmet Gürcan Daimagüler, Strafverteidiger und einer der Vertreter der Nebenklage im NSU-Prozess, im Gespräch mit Antonia Dicken-Begrich, der Vorsitzende des Trägervereins Begegnungsstätte Alte Synagoge Wuppertal.
Demos zum Haldenwang-Besuch bereits angekündigt
Insbesondere der Besuch Haldenwangs wurde bereits kritisiert, nicht nur die Veranstalter der Citykirche rechnen damit, dass der Abend von Kundgebungen begleitet wird: „Wir gehen davon aus, dass es Proteste gibt“, sagt Federschmidt: „Ich habe gar nichts gegen Kritik. Doch ich würde mir wünschen, dass berechtigte Proteste außerhalb der Kirche in Respekt vor der kritischen Auseinandersetzung in der Kirche stattfinden. Und ich erwarte einen streitbaren, offenen, aber fairen und vor allem friedlichen Diskurs.“
Man sei auf die Veranstaltung vorbereitet, heißt es auf Nachfrage der WZ von der Polizei. „Wir sind präsent“, sagt Polizeisprecher Stefan Weiand. Er geht „von einem friedlichen Verlauf aus“. Wie viele und welche Kräfte vor Ort seien, werde aus einsatztechnischen Gründen nicht angegeben, doch es gehe darum, „sowohl die Gäste des Abends, die Veranstaltung in der Kirche und die Versammlung draußen zu schützen“. Sperrungen seien nicht geplant, auch ist laut Polizei nicht vorgesehen, den Bereich um die Citykirche und die angrenzenden Straßen zu sperren.
Während die Veranstaltung mit Thomas Haldenwang in der Citykirche am Donnerstag also auch Kritiker auf den Plan ruft, dürfte die Ausstellung an sich viel Zustimmung erfahren: Sie wird heute Abend eröffnet, setzt sich mit politisch rechts motivierten Tötungsdelikten auseinander. Konkret geht es um Menschen, die zwischen 1990 und 2017 durch rechte Gewalttaten ums Leben gekommen sind - „mindestens 183“, wie es vom Evangelischen Kirchenkreis heißt, wo sich Jörg Wieder besonders für die Schau engegiert. Wieder ist Pfarrer in Wichlinghausen und Initiator der Ausstellung. Mit ihr soll an die Getöteten erinnert und zugleich die aus Sicht der Kirche anhaltende Verdrängung rechter Gewalt thematisiert werden. Die Idee, die Ausstellung nach Wuppertal zu holen, sei nach dem Lübcke-Mord entstanden, so Wieder. Zu sehen ist sie jeweils knapp zwei Wochen in der Erlöserkirche in Wichlinghausen und in der Diakoniekirche in der Elberfelder Nordstadt, „beides durchaus Stadtviertel mit AfD-Problematik und rechtem Wähleranteil“, sagt Wieder. „Uns ist wichtig: Wir wollen den Menschen mit der Ausstellung auf den Leib rücken.“
Ilka Federschmidt eränzt: „Vor allem wünsche ich mir, dass mehr und mehr Menschen die Perspektive der Opfer wahrnehmen und sich davon berühren lassen. Das wird Denken, Handlen und Entscheiden beeinflussen.“
Mit Kritik und Protesten müsse man umgehen, sagt auch Wieder zur Veranstaltung mit dem Verfassungsschutz-Präsidenten: Das Thema der Ausstellung und einige Referenten würden möglicherweise Kritik auslösen. „In einer Demokratie rechnen wir aber immer mit der Gesprächsbereitschaft und Dialogfähigkeit aller Menschen.“