Ein echter Rheinländer Ärztlicher Direktor des Klinikums geht in Ruhestand

LEVERKUSEN · Vor 40 Jahren begann Jürgen Zumbé als „Praktikant“ an Leverkusens größtem Krankenhaus. Nun geht er in den Ruhestand. Sein Erbe hat Gewicht.

Jürgen Zumbé sagt als Klinikchef ade.

Foto: Klinikum

Als Jürgen Zumbé erstmals das Leverkusener Klinikum betrat, war er angetan von der „luftigen, modernen Atmosphäre“. Dass ihm wenig später im Seminarraum fast ausschließlich junge Frauen gegenübersaßen, gefiel ihm umso mehr. Denn Zumbé war damals selbst erst Mitte Zwanzig. Als Medizinstudent wollte er sich ein paar Mark nebenher verdienen. Der ihm angebotene Job als Dozent der Krankenpflegeschule kam da gerade recht. 40 Jahre später verlässt Zumbé das Haus als Direktor der Urologie und Ärzlicher Direktor des Klinikums, der als Arzt, Organisator und Impulsgeber Wegweisendes für den Leverkusener Medizinstandort geleistet hat. Am Dienstag wird der 64-jährige Chefarzt und Privatdozent offiziell verabschiedet. Eine Feier gibt es wegen der Pandemie nicht, dafür aber eine Videokonferenz des Klinikums.

Zumbé geht und hinterlässt ein gewichtiges Erbe. Damit ist nicht nur die von ihm gespendete, etwa 20 Jahre alte und sieben Meter hohe marokkanische Atlaskiefer gemeint, die er im Gesundheitspark zu seinem Abschied hat einpflanzen lassen. Er hinterlässt dem Klinikum eine Zukunft. Sein Name steht für die Entwicklung lapraskopischer OP-Teckniken auf seinem Fachgebiet, der Urologie. Bei der sogenannten „Schlüsselloch-Chirurgie“ genügen kleinste Schnitte zur Einführung der mit Videotechnik ausgestatteten OP-Sonde. Diese filigranen mikrochirurgischen Eingriffe hat Zumbé in Leverkusenfrüh eingeführt und so den Standort auf diesem Gebiet als Vorreiter und eine der führenden Kliniken deutschlandweit etabliert. 2007 kam der OP-Roboter „DaVinci“ hinzu, der eine weitere Stufe des Fortschritts markierte. Auch bei der operativen Korrektur der Impotenz setzten Zumbé und sein Team Maßstäbe. 2006 wurde die Leverkusener Urologie als erste Klinik in Deutschland als Prostata-Zentrum zertifiziert, eine Art „Tüv-Plakette“ für besondere medizinische Leistungen. Auch die Gründung eines Ethikkomitees erfolgte unter seiner Leitung. „Es geht in der Medizin auch darum, sich selbst in Frage zu stellen und dabei stets das Wohl des Patienten zu sehen“, sagt Zumbé.

Die Corona-Pandemie war die letzte große Herausforderung

Die letzte große Herausforderung meisterte er in seiner Funktion als Ärztlicher Direktor bei der lokalen Bekämpfung der Pandemie. Dass in Leverkusen die Zahl der Infizierten niedrig blieb, sei auf die erfolgreiche Zusammenarbeit des Klinikums mit der Stadtspitze und den niedergelassenen Ärzten zurückzuführen. „Es hat unter Notbedingungen so gut funktioniert, dass uns diese Erfahrung auch in Zukunft helfen könnte, etwa bei der Frage: Wie stark darf die Medizin profitorientiert sein?“, sagt er.

Zumbé, der im Severinsviertel geborene Kölner, hatte in seiner Heimatstadt Medizin studiert, bevor er sein praktisches Jahr in Leverkusen begann. „Ich entdeckte schnell die Liebe für das Krankenhaus und für das Fach.“ Mit Zwischenstationen in Köln und Gelsenkirchen wurde er 2001 Klinikdirektor und Nachfolger seines Mentors und Förderers, Professor Gerd Kierfeld, mit dem ihn bis heute ein freundschaftliches Verhältnis verbindet. Sorgen, nach dem Abschied von Klinikum in ein mentales Loch zu fallen, muss sich Zumbé nicht machen. Seine Liebe zum Brauchtum und zur Kultur kann er nun noch intensiver pflegen.

Zumbé ist aktives Mitglied der Roten Funken in Köln, die für 2023 Feiern zum 200-jährigen Bestehen vorbereiten.