Hallenhockey „Mabel hat bei uns direkt eingeschlagen“

Mabel Brands ist die torgefährlichste Spielerin der Hallenhockey-Bundesliga. Mit dem DHC steht sie im Viertelfinale.

Mabel Brands im Dezember gegen RW Köln.

Foto: RP/Ralph-Derek Schröder

Ihr Lachen ist ansteckend und wird zusehends chronisch. Symptome, über die sich beim Düsseldorfer HC niemand ernsthaft Sorgen macht. Im Gegenteil. Nicht weniger als 33 Mal durfte sich Mabel Brands in der Vorrunde der Hallenhockey-Meisterschaft über eigene Treffer freuen. Dafür brauchte die Stürmerin des Düsseldorfer HC lediglich zehn Spiele. Die Zweitplatzierte der Bundesliga-Torschützenliste heißt Teresa Martin Pelegrian und stürmt für den Harvestehuder THC. Dass Mabel Brands sage und schreibe zehn Treffer zwischen sich und ihre Verfolgerin legte, zeigt, über welche Abschlussqualitäten die Wahl-Düsseldorferin verfügt. Die will sie auch im Viertelfinale gegen den Münchner SC unter Beweis stellen (Samstag, 14 Uhr, Am Seestern).

Die frisch gebackene Masterabsolventin des Amsterdamer Studiengangs Bewegungswissenschaften spielt nicht spektakulär, aber mit großer Souveränität und stoischer Ruhe. Fehlpässe und Stockfehler sieht man bei ihr äußerst selten. Sie sagt in aller Bescheidenheit: „Ich bin eine gute Verbindungsspielerin, kombiniere gerne mit meinen Mitspielerinnen und suche nach Lösungen.“ Vor dem Tor hat sie nicht nur einen Blick für das Eckige, sondern auch ein Auge für die besser postierte Mitspielerin. Meist ist das ihre Sturmpartnerin Elisa Gräve. Die ist voll des Lobes über die 25-jährige aus Enschede: „Mabel hat wirklich direkt bei uns eingeschagen“, sagte das DHC-Eigengewächs der Deutsche Hockey Zeitung. „Sie schießt Ecken, Siebenmeter, und auch sonst sehr, sehr viele Tore und belebt unser Spiel mit ihrer Kreativität.“ Ist eine von beiden am Ball, fährt die andere die Antennen aus, wohlwissend, dass etwas Zählbares in der Luft liegt. Auch wenn Brands und Gräve noch nie auf dem Feld zusammengespielt haben, weil die Deutsche während der Feldsaison in Eindhoven spielt, harmonieren sie unter dem Dach prächtig. „Wir verstehen uns sehr gut und haben auf dem Hockeyplatz eine sehr ähnliche Spielidee“, meint Gräve. Mabel Brands passt das Kompliment zurück: „Ich liebe es, mit Elli zusammen zu spielen. Ich hatte früher schon von ihr gehört. Sie ist eine tolle Spielerin. Wir verstehen uns fast blind. Ähnliches gilt aber auch für die anderen im Team, etwa für Lulu Steindor. Ich finde es toll, mit einer solch erfahrenen Spielerin in einer Mannschaft zu stehen. Von ihr und den anderen kann ich extrem viel lernen.“ Vor allem, was die Abwehrarbeit angeht, habe sie noch eine Menge aufzuholen. „Da bin ich sicherlich die Schwächste im Team“, gesteht die Torjägerin und lacht. „Das liegt aber auch daran, dass wir über herausragende Abwehrspielerinnen verfügen.“

Im Sommer wechselte Mabel Brands vom SV Kampong aus Utrecht nach Düsseldorf. Der Verein ist mit fast 3000 Mitgliedern der größte Hockeyklub der Welt und spielt in der Hoofdklasse, der höchsten niederländischen Liga. Während die nationalen Meisterschaften der SV-Frauen auf dem Feld rund 30 Jahre zurückliegen, holten sie den Titel in der Halle zwischen 2005 und 2016 immerhin sieben Mal.

In Deutschland gehe
es etwas chilliger zu

Warum verlässt Mabel Brands dann ihre Heimat und wechselt zum DHC? Weil Indoorhockey in den Niederlanden nicht die Tradition und den Stellenwert hat wie im Nachbarland. „Ich liebe Hallenhockey, weil man viel mehr Ballkontakte als auf dem Feld hat und weil Technik und Spielintelligenz eine große Rolle spielen. In Kampong habe ich von der großen Bedeutung des Hallenhockeys in Deutschland gehört. Wenn das mit meinem Studium vereinbar ist, spiele ich in Deutschland, hatte ich mir gesagt.“ Seit zwei Jahren trägt Mabel Brands das Trikot der niederländischen Hallen-Nationalmannschaft. Nun musste sie aber tatenlos zusehen, wie der niederländische Hockey-Verband das Nationalteam von der bevorstehenden Hallen-Hockey-Europameisterschaft in Berlin zurückzog. Und das, obwohl die Niederländerinnen Titelverteidigerinnen sind. Demnach werden niederländische Nationalmannschaften nicht mehr an Welt- und Europameisterschaften im Hallenhockey teilnehmen. Hauptgründe sind der enge Terminkalender und die schmalen Finanzen. 

Nach einem halben Jahr kann Mabel Brands Vergleiche ziehen: „In den Niederlanden wird das professionellere Hockey gespielt, es dreht sich viel mehr um Geld. Die Spielerinnen und Spieler sind einem größeren Leistungsdruck ausgesetzt. Was nicht heißen soll, dass das deutsche Hockey schlechter ist. Hier geht es etwas chilliger zu. Ein guter Mix aus beiden Kulturen wäre wohl der beste Weg.“ Wie lange Mabel Brands beim DHC bleiben wird, ist ungewiss. „Ich bin hierhin gekommen, um in der besten Hallenhockeyliga der Welt Spaß zu haben und Erfahrungen zu sammeln. Es wäre natürlich toll, die Final Four zu erreichen.“