NRW Mehr Sicherheit für Kinder schaffen

Kreis Viersen ·  (mrö/aflo) Die Inzidenz-Werte  im Kreis Viersen explodieren: Immer mehr Kinder gehören zu den Infizierten: 27 Prozent der Neuinfizierten sind zwischen zehn und 19 Jahre alt, 19 Prozent sind Säuglinge und Kinder bis zum Alter von neun Jahre (Stand Montag, 30. August).

Die in Hamburg eingeführte 2G-Regel besagt, dass nur noch Geimpfte und Genesene die jeweiligen Betriebe betreten dürfen. Landrat Andreas Coenen würde diese Regelung gerne auch in NRW sehen.

Foto: dpa/Axel Heimken

Gerade um diese Bevölkerungsgruppe besser vor dem Coronavirus zu schützen, schlägt Landrat Andreas Coenen (CDU) jetzt die Einführung der 2G-Regeln für den Kreis Viersen vor.

Was das bedeutet: „2G“ heißt, dass nur noch Menschen, die vollständig gegen Corona  geimpft oder von der Infektion genesen sind, Angebote, vor allem in geschlossenen Räumen, nutzen können. Dazu gehören etwas kulturelle und andere Freizeitangebote oder der Restaurantbesuch.

Der Vorsitzende des Städtetags NRW, Pit Clausen, hatte vor wenigen Tagen eine 2G-Regel für den Freizeitbereich gefordert. Nur Geimpfte und Genesene sollten etwa in Kinos, Restaurants, Museen, Konzerte oder Klubs Zugang haben.

Vom Land forderte Clausen eine landesweite Regelung. Hintergrund: Im Land NRW liegt die Inzidenz deutlich höher als im Bundesschnitt. Es sei Konsens, dass das Infektionsgeschehn bei den jüngeren Altersgruppen stark ansteige, so Clausen. Deswegen sei jetzt der richtige Zeitpunkt für vorsorgende Maßnahmen. Die 2G-Regeln könnten dazu beitragen, die Risiken einzudämmen. Das diene auch der Sicherung des Schul- und des Kitabetriebs und damit der Bildungsgerechtigkeit.

Das Bundesland Hamburg hatte am vergangenen Samstag  2G eingeführt; etwa auf der Reeperbahn ließen einige Lokale nur Gäste hinein, die Impfung oder Genesung nachweisen konnten. Seitdem wird das 2G-Optionsmodell in ganz Deutschland diskutiert – auch deshalb, weil es den Druck auf Menschen erhöht, die sich noch nicht haben impfen lassen.

Kinder sollen mit wenig
Ungeimpften Kontakt haben

Was sich Andreas Coenen von einer 2G-Regel für den Kreis Viersen verspricht: „Die Neuinfektionen treten nun vermehrt in den Altersgruppen auf, die sich noch nicht impfen lassen können“, sagte  der Landrat, selbst Vater zweier Kinder, und besorgt über die Entwicklung. „Um die Kinder zu schützen, ist es wichtig, dass sie mit möglichst wenigen Ungeimpften in Kontakt kommen.“

Bei den Kommunen stößt die Initiative des Landrates auf ein insgesamt positives, wenn auch differenziertes Echo. „Grundsätzlich bin ich nah an der Meinung des Landrates, insbesondere, um die Menschen zu schützen, die nicht geimpft werden können, wie zum Beispiel Kinder unter zwölf Jahren“, sagte uns der Bürgermeister der Stadt Kempen, Christoph Dellmans. „Wir müssen natürlich den Gedanken der 2G Regelung da lockern, wo die Menschen nicht geimpft werden können, zum Beispiel aus gesundheitlichen Gründen. Hier müssen Ausnahmen geschaffen werden durch weitere Testungen“, ist seine Haltung.  „Insgesamt sollten wir jedoch die weitere Entwicklung abwarten und weiterhin besonnen agieren.“

Der Bürgermeister der Stadt Tönisvorst, Uwe Leuchtenberg, argumentiert in eine ähnliche Richtung: „Im Sinne des Schutzes aller eher 2G als 3G“, meint er. „Gleichzeitig muss man Ausnahmen für diejenigen machen, die sich nicht impfen lassen können. Das sollte per PCR-Test erfolgen.“ Die 2G-Regel, glaubt Leuchtenberg, „regt vielleicht auch noch einmal zum Nachdenken an. Es gibt einige, die beispielsweise den Termin für die Zweitimpfung verstreichen lassen oder andere, die sich bis jetzt noch nicht mit dem Thema Impfen auseinandergesetzt haben.“

Die Kommunen begrüßen den Coenen–Vorstoß

Der Willicher Bürgermeister Christian Pakusch unterstützt den Vorstoß des Landrates ausdrücklich. „Das ist ein Anreiz, um das Impfen weiter nach vorne zu bringen“, sieht er den Grundgedanken, der hinter dem Vorstoß von Coenen steht.

„Wir sehen ja, dass wir trotz aller Angebote mit der Zahl der zu Imfpenden nicht nach vorne kommen.“ Aus seiner Sicht wäre es „auch in Hinblick auf die Kosten, die für jeden Einzelnen entstehen, wenn er oder sie sich ab Oktober dann immer einen PCR-Test machen müssten, ein sinnvoller Schritt, sich impfen zu lassen.

Aus seiner Sicht geht es „am Ende um die Frage des gesellschaftlichen Zusammenhalts. Ich kann die Ängste vor dem Impfen verstehen. Aber man muss einfach versuchen, zu zeigen, wie wichtig es ist, dass die Gesellschaft insgesamt geschützt wird. Und dass diese Persönen ihre Verantwortung auch wahrnehmen sollten.“ Er sei auch ein klarer Gegner der Impfpflicht, machte der Bürgermeister klar. Und es gebe verständliche Gründe, sich nicht impfen zu lassen – aus gesundheitlichen Gründen oder auch aus Angst. „Aber der Vorstoß untermauert, wie wichtig das Impfen für die Gesellschaft insgesamt ist.“