(dne) Ein Pferd musste bereits von seinen Leiden erlöst werden, bei einem weiteren ist die Infektion bestätigt, fünf Tiere stehen mit mehr als 38,5 Grad Körpertemperatur isoliert in Tierkliniken: In Mettmann geht Pferdeherpes um. Diese Infektion ist selten; es gibt vier bekannte und unterschiedlich aggressive Virenstämme. Die Viren werden bei den Vierbeinern per Tröpfcheninfektion über die Nase oder das Maul übertragen. Oder die Pferde haben Kontakt zu virenbelasteten Gegenständen.
Für Reitställe und Pferdehalter hat eine Zeit mit Einschränkungen begonnen. „Wir lassen keine fremden Pferde mehr auf unseren Hof und haben die Teilnahme an allen Turnieren und Wettbewerben abgesagt“, erläutert Diethelm Löckenhoff, Inhaber der gleichnamigen Reitanlage. Anderswo müssen sich Besucher erst desinfizieren, bevor sie zu den Pferden dürfen. Teilweise wurden Reitkurse abgesagt. Die Maßnahmen gelten so lange, bis die Ansteckungszeit vorüber ist.
Dem Kreisveterinär seien drei Fälle von Pferdeherpes im Kreis bekannt, sagt eine Sprecherin des Kreises Mettmann. Anders als bei vielen menschlichen Infektionskrankheiten besteht allerdings keine Meldepflicht bei Pferdeherpes. Deshalb könnten tatsächlich deutlich mehr Pferde betroffen sein. Sowohl aus Krefeld als auch aus Solingen werden Ansteckungen und Abschottungsmaßnahmen gemeldet. Es kursieren Gerüchte, dass sich die Tiere bei einem Reitturnier in Mettmann angesteckt haben könnten. Dieses Turnier fand allerdings mehrere Tage vor dem Zeitpunkt statt, bei dem erstmals Fieber bei einem Mettmanner Pferd festgestellt wurde.
Während manche von der Redaktion angerufenen Betriebe Gespräche wegdrückten oder einen Anrufbeantworter laufen ließen, gehen die Mitarbeiten bei Haus Alaquint transparent mit der Infektionsserie um. Dort stand auch das mittlerweile eingeschläferte Pferd im Stall. Am Mittwochnachmittag wurde ein zeitlicher Ablauf der Ereignisse auf sozialen Medien veröffentlicht – auch um einer weiteren Bildung von Gerüchten vorzubeugen. Laut dieser Chronologie wurde am 26. März erstmals bei einem Pferd Fieber festgestellt. Am 29. März sei das Tier mit dem Verdacht auf eine Zahninfektion in eine Klinik transportiert worden. Der Verdacht auf Pferdeherpes sei am 31. März geäußert worden. Einen Tag später habe das Pferd erlöst werden müssen.
Zurzeit würden bei allen auf dem Hof eingestellten Tieren morgens und abends Fieber gemessen. Sobald die Körpertemperatur jenseits von 38,5 Grad liege, werde das betreffende Pferde isoliert und in eine Klinik gebracht. Menschen können nicht an Pferdeherpes erkranken. Eine Impfung wirkt nach Angaben des Kreisveterinärs gegen zwei der vier bekannten Herpes-Virenstämme. Die Pferde erkranken dann zwar auch, allerdings soll die Infektion einen deutlich milderen Verlauf nehmen.