Eine Kita kämpft für ihre todkranke Köchin

Hardterbroich-Pesch · Ihre türkische Linsensuppe ist im Kindergarten Pfiffikus legendär. Es gibt kaum etwas, was die Kinder lieber essen. Doch Köchin Emine T. (37) ist nun sehr krank. Ihr zu Ehren veranstaltet die Kita ein Fest, um Geld zu sammeln. Denn Emines letzter Wunsch ist ein Flug in die Heimat.

Mit ihren Kindern will Emine T. noch einmal in die Heimat fahren.

Foto: Emine T.

Samira Rippegather, Leiterin des Familienzentrums Pfiffikus, erinnert sich noch gut an den Tag, als Emine T. das erste Mal in ihre Kita kam. „Sie brachte ihren kleinen Sohn zu uns, und beide sprachen kein einziges Wort Deutsch.“ In der ersten Zeit hätte kein Gespräch mit ihr ohne Hilfe geführt werden können, „obwohl sie noch zwei ältere Kinder hatte, die auch schon in Deutschland geboren worden waren“, berichtet Rippegather.

Die Kita-Leiterin sollte später erfahren, wie Emines Leben verlaufen war. Aufgewachsen in einem kleinen Dorf in der Türkei habe sie nur wenige Jahre die Schule besuchen dürfen. Als ihr Vater ihr einen Ehemann ans Herz legte, sei sie noch sehr jung gewesen. Der ausgeguckte Bräutigam, früher Nachbarsjunge, habe bereits in Deutschland gelebt und sei stolzer Besitzer eines Mercedes gewesen. Emine folgte dem Rat ihrer Eltern, zog nach Deutschland und bekam drei Kinder. Das jüngste wurde ein Pfiffikus-Kind.

„Weil die junge Familie nicht viel Geld besaß, fragte uns Emine eines Tages, ob wir eine Aushilfskraft in der Küche bräuchten“, erzählt Samira Rippegather. Dies sei per Zufall auch so gewesen. Von da an habe sich das Leben von Emine T. gewandelt. Sie sei fleißig gewesen, habe Deutsch gelernt, und ihr habe die Arbeit richtig Spaß gemacht. „Als sie dann zweite Köchin wurde, hat sie uns zuerst nervös gefragt, was sie denn jetzt kochen solle, sie kenne doch noch gar keine deutschen Rezepte“, berichtet Samira Rippegather. „Wir haben sie beruhigt und gesagt: Koch erst mal das, was du kennst.“ So wurde Emines erstes Gericht in der Kita eine türkische Linsensuppe. „Die Mädchen und Jungen waren begeistert“, erinnert sich die Kita-Leiterin. Seitdem sei „Emines Linsensuppe“ ein fester Begriff und ein häufig gewünschtes Essen.

Doch vor anderthalb Jahren bekam Emine T. immer häufiger Migräne- und Schwindelanfälle. Lange wurde die Krankheit nicht diagnostiziert, dann kam plötzlich abends ein Anruf: „Sofort in die Klinik.“ Seitdem kämpft Emine mit ihrer Leukämie, berichtet Samira Rippegather. Es gab wochenlange Krankenhausaufenthalte, oft ohne Besuche – wegen Corona.

Jetzt steht fest: Es gibt keine Therapie mehr für die Köchin vom Pfiffikus. Und Emines großer Wunsch ist: „Noch einmal zurück in die Heimat.“ Weil die Familie immer noch wenig Geld hat, will die ganze Kita ihr helfen. Am Montag, 2. Mai, wird von 10 bis 15.30 Uhr ein Bayram-Fest zu Ehren von Emine an der Kita an der Wilhelm-Elfes-Straße gefeiert. „Wir sind ein Multi-Kulti-Kindergarten, und wir feiern alle Feste. Die Kinder sollen alle Religionen und Kulturen kennenlernen“, sagt die Kita-Leiterin. Es wird natürlich Emines Linsensuppe geben. Außerdem haben die Kinder Dinge gebastelt, die sie für ihre Köchin verkaufen möchten, darunter auch ein kleines Büchlein mit den wichtigsten Wörtern in vielen Sprachen, das sie selbst zusammengestellt haben. Der Erlös wird für Emines letzten Wunsch ausgegeben.