Toter Obdachloser in Neuss Polizei nimmt Tatverdächtigen fest

Neuss · Die Polizei hat einen 20 Jahre alten Neusser festgenommen. Er steht unter dringendem Tatverdacht, für den Tod des Obdachlosen verantwortlich zu sein, der vor rund einer Woche in seinem Nachtlager gefunden wurde.

In diesem provisorischen Nachtlager war der 31-Jährige Obdachlose am 22. April tot aufgefunden worden.

Foto: Andreas Alberts

Nach einem entscheidenden Hinweis klickten die Handschellen: Rund eine Woche, nachdem der seit rund anderthalb Jahren obdachlose Marco (31) tot in seinem provisorischen Nachtlager im Bereich der Karl-Arnold-Straße/Wingender Straße aufgefunden wurde, hat die Polizei einen Tatverdächtigen festgenommen. Bei „einem gezielten Einsatz“ am Donnerstag haben Beamte den Mann an seiner Wohnanschrift festgenommen, wie es aus einer am Freitag veröffentlichten Mitteilung der Polizei heißt. Die weiter andauernden Ermittlungen sollen nun den bereits dringenden Tatverdacht weiter erhärten.

Die Polizei hatte in den vergangenen Tagen mit einer Einsatzhundertschaft die Umgebung des Tatortes nach Beweisen abgesucht sowie intensive Anwohner-Befragungen gemacht. Letztlich sind die Beamten durch einen entscheidenen Hinweis aus der Bevölkerung auf die Spur eines 20 Jahre alten Tatverdächtigen gestoßen, der wohl nicht weit vom Tatort entfernt wohnt.

War in der Bevölkerung in den vergangenen Tagen immer wieder der Verdacht geäußert worden, es könne sich um einen eskalierten Konflikt innerhalb der „Obdachlosen-Szene“ handeln, wäre diese Theorie – sollte sich der Tatverdacht bestätigen – nun widerlegt. „Der festgenommene Mann ist nicht obdachlos“, sagt Martin Stücker von der zuständigen Staatsanwaltschaft Düsseldorf auf Nachfrage. Der Verdächtige, deutscher Staatsangehöriger, sei zwar mehrfach vorbestraft, dazu zählt auch eine Körperverletzung, – allerdings wegen Delikten, die nicht ansatzweise vergleichbar mit der Tat sind, die ihm nun vorgeworfen wird. Die Hintergründe der mutmaßlichen Tötung sind derzeit noch nicht bekannt, der Verdächtige hat sich bislang noch nicht geäußert. Die Leiche des Opfers war am 22. April gefunden worden – von einem Passanten, der auf dem Weg zur Arbeit an dem provisorischen Nachtlager nur unweit des Hauptbahnhofs vorbeikam – und dem die Situation dort komisch vorkam. Nach Freigabe des Tatorts zeigte sich dort ein Bild der Verwüstung: Nur unweit einer vergilbten Matratze befand sich das zusammengefallene Zelt des Mannes, auf dem Boden lagen unter anderem Süßigkeiten und offenbar Teile von Elektronik-Artikeln verstreut. Noch am Tag des Fundes äußerten Staatsanwaltschaft und Polizei den Verdacht, dass ein Tötungsdelikt vorliegen könnte. Grund waren die Verletzungen des Opfers, die auch am Freitag noch nicht konkretisiert wurden. Der Verdacht wurde nach Abschluss der Obduktion allerdings noch einmal erhärtet.

Dass nun ein Verdächtiger festgenommen werden konnte, dürften auch andere Menschen, die in Neuss auf der Straße leben, mit einem Gefühl der Beruhigung zur Kenntnis nehmen. Betroffene hatten jedenfalls geäußert, wegen der mutmaßlichen Tötung nachts nur noch mindestens zu zweit unterwegs zu sein und zu schlafen.