1000 Gesichter aus aller Welt im Kolumbarium
Der Fotograf Carsten Sander war fünf Jahre lang unterwegs, um Menschen zu fotografieren. Fast 40 000 Kilometer legte er dafür zurück. Er nahm Kinder, junge Leute, alte Leute, Prominente aus Politik, Wirtschaft, Sport und Kultur, Obdachlose, Handwerker, Behinderte, Passanten und Cafégäste auf.
Exakt 1000 waren es am Ende. Für seine Idee und die Umsetzung wurde er mit dem den German Design Award ausgezeichnet. Und dann waren sie erstmals komplett zu sehen — im St. Kamillus Kolumbarium an der Kamillianerstraße.
Katja Mehring. Architektin und Geschäftsführerin von bdmp-Architekten & Stadtplaner, die für den Umbau der ehemaligen Kloster- und Krankenhauskirche zum Kolumbarium verantwortlich war, hatte die Fotoserie von Carsten Sander, die damals allerdings noch nicht komplett war, in einer Ausstellung in Bonn gesehen — und war restlos begeistert. Sie setzte alles daran, die Porträt-Serie in die großartige Architektur von Dominikus Böhm zu holen. Mit Erfolg. 2000 Nägel wurden in die weiße Wand geschlagen, daran die 1000 jeweils 50 an 70 Zentimeter großen Fotos gehängt. Und zwar mit nur geringem Abstand und in Reihen unter- und nebeneinander. Dass sie nun dauerhaft in Mönchengladbach zu sehen sind, macht den Fotografen glücklich. „Sie hängen hier genau richtig. Der Raum und meine Foto-Arbeit tun sich gut.“ Es ist der Beharrlichkeit der Kunsthistorikerin Elke Backes zu verdanken, dass die Fotos eine dauerhafte Bleibe gefunden haben. „Sie hat sich total dafür eingesetzt, dass die Fotos gekauft werden“, sagt Carsten Sander. Zuerst habe sie versucht, Interessenten zusammenzubekommen, die die 1000-teilige Arbeit gemeinsam erwerben. „Als das nicht klappte, fragte sie mich“, sagt Klaus Viehof. Der Eigentümer des Kamillus Kolumbariums erwarb die Porträts und stellte sie der Geschäftsführung des Kolumbariums, der Baugesellschaft Jessen, zur Verfügung. Es ist eine eigenartige und fesselnde Wirkung, die von den Porträtierten, die frontal in die Kamera geschaut haben, ausgeht.
So viel Lebendigkeit in diesem Haus, in dem die Toten die letzte Ruhestätte finden. „Meditativ“ seien seine Bilder, sagt der in Neuss geborene Künstler, der bisher in Berlin lebte und arbeitete. Derzeit ist er dabei, seinen Wohnsitz nach Düsseldorf zu verlegen, wo er in Kürze eine Galerie eröffnen wird. Zum Titel der Ausstellung „Heimat. Deutschland — deine Gesichter“ sagt der Fotograf: „Konfrontiert mit 1000 Gesichtern geht es auch um die eigene Identität.“ Er sei sehr viel auf Reisen gewesen, sei oftmals mit deutschfeindlichen Parolen konfrontiert worden. Indem er 1000 Menschen porträtierte, hat er Heimat gefunden.
www.st-kamillus- kolumbarium.de