RB 34: Bahnsteige zu tief für neue Züge

Reisende müssen beim Ein- und Aussteigen 57 Zentimeter Höhenunterschied überwinden.

Wegbergs Baudezernent Rudolf Fabry konnte es gar nicht glauben, als er davon hörte: „Ich habe an einen Schildbürgerstreich gedacht“, berichtet er im Wegberger Rathaus den Mitgliedern des Verkehrsausschusses. Doch seine Recherchen bestätigten das, was die Grünen in einem Antrag beschreiben: Die neuen Züge des Typs Lint 41 der Firma Alstom, die ab Dezember 2017 auf der Bahnlinie zwischen Wegberg-Dalheim und Mönchengladbach (Schwalm-Nette-Bahn/RB34) verkehren, passen an mehreren Haltepunkten nicht zur vorhandenen Bahnsteighöhe.

Weil die neuen Züge höher gebaut sind als die alten, ergibt sich eine Höhendifferenz von 57 Zentimetern, die Reisende beim Ein- und Aussteigen überwinden müssen. Zum Vergleich: Eine Seite der Westdeutschen Zeitung ist etwa 50 Zentimeter hoch. „Das ist schon für gesunde Menschen eine sportliche Herausforderung“, sagt Fabry, „wie sollen Kinder, Senioren oder Menschen mit Behinderung, die auf den öffentlichen Personennahverkehr angewiesen sind, diese Hürde bewältigen?“

Ab Dezember 2017 bedient die Vias Rail GmbH die Strecke der Schwalm-Nette-Bahn zwischen Mönchengladbach und Dalheim. Dann sollen moderne Züge mit barrierefreiem Zugang eingesetzt werden, kündigt das Unternehmen an. Doch die Bahnhaltepunkte in Wegberg, Arsbeck und Dalheim verfügen nicht über die passenden Bahnsteige: Sie weisen eine Bahnsteighöhe von lediglich 24 Zentimetern oberhalb der Schienenoberkante auf. Notwendig für die neuen Züge wäre eine Bahnsteigkante mit einer Höhe von 81 Zentimetern. Die Vias Rail GmbH habe sich „durchaus ausschreibungskonform“ verhalten, erklärt Fabry, in größeren Bahnhöfen sei ein Bahnsteigniveau von 76 Zentimetern längst Standard. Die neuen Züge verfügen zwar über eine ausfahrbare Rampe, aber darüber ist ein barrierefreier Zustieg auf der Linie RB 34 nicht möglich.

Die Stadt Wegberg informierte die Vias Rail GmbH über die absehbare Problematik an den drei Haltepunkten. Außerdem ließ die Stadt Mönchengladbach dem Verkehrsverbund Rhein-Ruhr (VRR) eine ähnliche Stellungnahme für die ebenfalls betroffenen Haltepunkte Genhausen und Rheindahlen zukommen. Laut Fabry ist allen Beteiligten das Problem bekannt. Eine Lösung aber ist nicht in Sicht.

Denn nach Kenntnisstand der Vias Rail GmbH ist ein Umbau oder eine Bahnsteiganhebung, wie sie beispielsweise an einigen Haltepunkten der Strecke zwischen Aachen und Köln vorgenommen werden musste, durch die zuständige DB Station und Service nicht geplant, „wobei dies selbstverständlich im Interesse der Fahrgäste wünschenswert wäre“, heißt es. Die Vias Rail GmbH sagte der Stadt Wegberg immerhin zu, dass, sobald eine Lösung gefunden ist, dies entsprechend kommuniziert werde.

Im Wegberger Rathaus bedankte sich Fabry ausdrücklich bei den Grünen für deren Antrag. Damit gaben sie für die Stadtverwaltung den Anstoß, die Zweckverbände aufzufordern, die Wegberger Haltepunkte barrierefrei mit Bahnsteigkanten in notwendiger Höhe auszustatten. Als er den Grünen-Antrag auf den Schreibtisch bekam, kontrollierte Wegbergs Baudezernent höchstpersönlich mit einem Zollstock die Höhenverhältnisse an den Bahnhöfen in Wegberg und Dalheim. „Mir war das Problem bis dato nicht bekannt“, sagt er.