1980 gab es am Rathaus eine Kette gegen Grüne

Bei ihrem Fest zum 30-jährigen Bestehen erinnerten sich langjährige Mitglieder auch an den schwierigen Anfang in der Politik.

Mönchengladbach. "Wir waren wie Aussätzige, die Ökospinner und Chaoten, die nicht ernst genommen wurden." Wenn Uli Laubach an seine ersten Jahre im Rat der Stadt Mönchengladbach zurückdenkt, kommen ihm viele unangenehme Erinnerungen in den Sinn: "Nein, schön war es nicht. Aber es war notwendig, in Konfrontation zu gehen, um unsere Visionen durchsetzten zu können", sagt der heutige Vorstandssprecher des Mönchengladbacher Kreisverbands von Bündnis 90/Die Grünen, der 30-jähriges Bestehen feiert.

Laubach gehört zu den 23 Gründungsmitgliedern, die am 23. Februar 1980 in Mönchengladbach einen Kreisverband der Grünen aus der Taufe hoben. Und er gehört zu den sechs Abgeordneten, die nach der Kommunalwahl 1984 als erste für ihre Partei in den Stadtrat eingezogen sind:

"Wenn wir in den Ausschüssen geredet haben, war es so laut, dass wir kaum zu verstehen waren." Ohne anwesende Presse seien sie regelmäßig "angepöbelt" worden, erzählt der Bündnis-Grüne. Am ersten Sitzungstag habe der damalige Stadtdirektor sogar das Rathaus vor den zahlreichen, mit Grün sympathisierenden Zuschauern mit Ketten verbarrikadiert.

Mit Rückblicken, Ausblicken und selbstbewussten Einblicken auf das, "was wir geleistet haben", feierten die Mönchengladbacher Grünen jetzt im Café Trotzdem ihr Jubiläum. Mit Ruth Seidl, hochschulpolitischer Sprecherin der Landtagsfraktion, und Bärbel Höhn, der Grünen-Fraktionsvorsitzenden im Bundestag, kamen prominente Gratulanten.

Zu feiern gab es, so der einhellige Tenor unter den feiernden Gästen, einige politische Erfolge der vergangenen 30 Jahre. Die Grünen hätten etwa die Müllverbrennungsanlage in Wanlo oder die Verleasung des Gladbacher Kanalnetzes an einen US-Investor verhindert.

Die erste Gesamtschule in Mönchengladbach sei nur mit Unterstützung der grünen Partei möglich gewesen. "Heute sind wir in der Regierung angekommen", resümiert Uli Laubach.

Und die Grünen-Vorstandssprecherin Gaby Brenner blickt in die Zukunft: "In der Ampelkoalition wollen wir das Klimaschutzkonzept umsetzen, den Ausbau und die Sanierung des Radwegenetzes vorantreiben, Müllgebühren senken und mehr Gesamtschulplätze schaffen." Hajo Siemes, ehemaliger Ratsherr und gerade erst wieder Grünen-Landtagskandidat, hofft, "der Nachwelt eine lebenswerte Welt hinterlassen" zu können.