Ab heute ohne Blaulicht

Manfred von Kannen im Ruhestand.

Er war immer gerne Polizist. Vom ersten Tag im Oktober 1971 bis heute, an dem Tag, an dem er in Pension geht. „Das haben mir sogar zuletzt noch die Schüler angemerkt, mit denen ich besprochen habe, wie man sich im Falle eines Amoklaufs verhält“, erzählt Manfred von Kannen, stellvertretender Leiter der Wache am Alten Markt, über einen der vielen Einsatzorte seiner Laufbahn.

Er hat erleben müssen, wie Menschen nach einem Unfall in ihrem Auto eingeklemmt um Hilfe riefen und verbrannt sind. „Und wir hatten keine Chance“, sagt er bedauernd. „Solche Dinge verdrängt man aber, es bleibt das Gute“, ist er sich sicher. Etwa, dass er eine Familie aus einem Wohnungsbrand rettete, noch bevor die Feuerwehr eintraf.

Die 70er-Jahre passieren Revue, mit dem von der RAF gepredigten Polizisten-Hass, „wo in Gladbach nichts passiert ist“, in den 80ern die Verfolgungsfahrt auf der Hittastraße, bei der ein Kollege getötet wurde. Er hat erlebt, wie die Brutalität auf den Schulhöfen zugenommen hat, „heute wird nachgetreten, wenn einer auf dem Boden liegt“. Er hat auch beobachtet, dass das Gewaltpotenzial in der Altstadt wieder weniger wurde und, dass man heute mit Kollegen anderer europäischer Länder zusammenarbeitet. „Die kommen zu uns, und wir fahren nach Renesse. Das wäre früher undenkbar gewesen.“

„Das Wichtigste war mir einerseits, nie den Respekt zu verlieren“, sagt der 61-Jährige zu den Grundeinstellungen, die ihm in seinem Beruf wichtig waren. „Auch nicht bei Stadtstreichern.“ Das zweite: „Meine Macht nicht missbrauchen.“ boe