Aktion: Dem Paradies auf der Spur
Das „Paradies auf Erden“ muss gar nicht so weit weg sein. Der Künstler Norbert Krause hat es vor der eigenen Haustür gesucht — in zwölf Orten am Niederrhein.
Mönchengladbach. „Ein älterer Herr ließ sich nicht davon abbringen, dass ich ihm ein Abo oder etwas Ähnliches unterjubeln wollte“, schreibt der Gladbacher Künstler Norbert Krause im Tagebuch zu seiner 14-tägigen Fahrradtour am Niederrhein.
„Nächste Ausfahrt para_dies“ hat er seine Aktion genannt, die Anfang Juni in Gladbach begann, ihn bis nach Kleve im Norden führte und nun wieder am Ausgangspunkt endete.
Krause hatte die Idee, als er sich fragte, warum das vielzitierte „Paradies auf Erden“ immer so weit weg liegt. Deshalb suchte er das Paradies vor der eigenen Haustür und radelte in insgesamt zwölf niederrheinische Orte.
Meist auf den Marktplätzen baute er als Blickfang seine aufblasbaren Palmen auf, die er in einem Fahrradanhänger transportierte. Passanten fragte er auf seinen Stationen nach ihrem ganz persönlichen Paradies. Ihre Favoriten verewigten sie auf einer Karte, die Krause im Herbst in Ausstellungen in Gladbach, Nettetal, Kleve und Xanten zeigen will.
Dort sollen auch Bilder zu sehen sein, die er unterwegs gemacht hat. „Jeden Tag haben Passanten 50 bis 70 Karten ausgefüllt“, sagt Krause. So kamen während der zwei Wochen rund 700 „persönliche Paradiese“ zusammen. Es war durchaus die ein oder andere Überraschung dabei.
So schrieb eine Dame aus Gladbach das „Haus Westland“ auf. Das könne aus einem bestimmten Blickwinkel schön sein, sagte sie. Natur, Seen, Wanderwege oder der Lieblingsplatz — es gibt viele Gründe, seine Heimatstadt schön zu finden.
Die größte Entspannung war für Krause das Fahrradfahren. Das beschränkte sich allerdings auf täglich 20 bis 30 Kilometer, also maximal zwei Stunden. Insgesamt saß der Künstler rund 250 Kilometer im Sattel. „Ansonsten war die Tour kein Urlaub. Jeden Tag rund fünf Stunden lang Leute ansprechen, abends das Tagebuch schreiben — das war ganz schön anstrengend“, sagt Krause.
Eine große Streckenplanung hat er nicht betrieben. In die Navi-App seines Smartphones gab er Start- und Zielort ein und fuhr einfach los. Die Streckenführung sei trotzdem meist durch die Natur gegangen, sagt er.
Die Kosten für die Tour übernahmen das NRW-Kultusministerium und die beteiligten Kommunen jeweils zur Hälfte. Fahrrad und Anhänger stellte ein Gladbacher Fahrradladen zur Verfügung. „Es waren zwei wundervolle Wochen. Ich bin sehr glücklich und dankbar, dass das Projekt Wirklichkeit geworden ist“, sagt Krause. Jetzt will er sich ein paar Tage ausruhen und daran gewöhnen, nicht mehr ständig fremde Leute anzuquatschen.