Alkoholverbot am Bismarckplatz?

Anrainer und Geschäftsleute beschweren sich über Betrunkene, die dort pöbeln und urinieren. Ein Anwalt schlägt daher ein Alkoholverbot vor.

Foto: Detlef Ilgner

Jahrelang blieb es am Bismarckplatz relativ ruhig, doch jetzt im Sommer scheint sich die Situation zugespitzt zu haben. Anwohnern und Geschäftsleuten reicht es auf jeden Fall. Rechtsanwalt Walter Opitz ist nicht der Einzige, der sich über die Zustände am Bismarckplatz beklagt. Weil sich immer mehr Obdachlose dort treffen, teilweise betrunken in Geschäftseingängen liegen, die Einfahrt zur Post als Toilette benutzen und Passanten anpöbeln, haben seine Kanzlei und mehrere Geschäftsleute einen Beschwerdebrief an das Ordnungsamt geschrieben. „Das Bankenviertel in Mönchengladbach ist zum Schandplatz geworden“, heißt es.

„Eine ältere Dame musste erst vor wenigen Tagen wieder über einen Besoffenen steigen, um zu uns zu kommen“, sagt Walter Opitz. Seine Gemeinschaftskanzlei liegt am Bismarkplatz 9 in der ersten Etage. „Mit dem beißenden Uringestank aus der Toreinfahrt haben wir selbst in unseren Büroräumen schon leidvolle Erfahrung gemacht“, sagt Opitz. Die Fenster könne man kaum noch öffnen wegen des Geruchs.

Als das Urinal während einer Testphase noch auf dem Platz stand, sei es ein wenig besser gewesen. Aber nur ein wenig, sagt Opitz. Denn zur Obdachlosenszene, die sich am Bismarckplatz treffe, gehörten mittlerweile auch viele Frauen.

Mindestens einmal in der Woche stehe ein Rettungswagen oder Polizeiauto auf dem Platz, so Opitz, weil sich Männer oder Frauen besinnungslos getrunken hätten oder es Streit untereinander gebe. „Ist es heiß draußen, sind die ersten schon um 14 oder 15 Uhr so benebelt, dass sie sich entweder gar nicht mehr bewegen können oder über den Bismarckplatz torkeln. Sind die Außentemperaturen nicht so hoch, dann ist es um 17 Uhr soweit“, sagt Opitz. Und: „Das passt alles nicht zu einem zentralen Platz im Bankenviertel.“ Viele Passanten, Geschäftskunden und Menschen an der Bushaltestelle fühlten sich unsicher und unwohl. Denn unter dem Betrunkenen seien einige auch sehr aggressiv und pöbelten völlig Unbeteiligte an.

Dass der Platz ein Szenetreff ist, bei dem Alkohol eine große Rolle spielt, spiegelt auch die Polizeistatistik wider. 23-mal mussten die Beamten in den vergangenen drei Monaten zum Bismarckplatz ausrücken. Die häufigsten Gründe: hilflose Personen und Randale. Wie Stadtsprecher Dirk Rütten versichert, gehe der Kommunale Ordnungsdienst ebenfalls allen Hinweisen und Beschwerden nach. Die Mitarbeiter des Ordnungsamtes schauten zudem ein- bis zweimal am Bismarckplatz vorbei. Aber nur selten werde jemand bei einer Ordnungswidrigkeit ertappt. „Dass sich die Obdachlosenszene dort trifft und die Menschen dort sitzen, kann nicht geahndet werden“, sagt Rütten.

Aus dem Grund regt Rechtsanwalt Walter Opitz an, über ein Alkoholverbot am Bismarckplatz nachzudenken. In anderen Städten hätte dies zu Erfolgen geführt. Denn mit einem solchen Verbot hätten Ordnungskräfte etwas in der Hand, um gegen den Szenetreff vorzugehen.

Brigitte Bloschak, stellvertretende Geschäftsführerin des Diakonischen Werkes, kann bestätigen, dass die Obdachlosenzahlen insgesamt seit Jahren steigen. „Das liegt auch daran, dass es in der Stadt zu wenig bezahlbare kleine Wohnungen gibt“, sagt sie. Die Situation am Bismarckplatz werde auch Thema bei den regelmäßigen Fachgesprächen zusammen mit Ordnungskräften und Streetworkern sein.