Prozess Islamist Sven Lau bricht vor Gericht in Tränen aus

Düsseldorf. Er stockt, atmet tief - und bricht in Tränen aus. Islamistenführer Sven Lau wird kurz vor Ende seines Strafprozesses auf der Anklagebank von einem Weinkrampf übermannt.

Foto: Oliver Berg/dpa

Sein letztes Wort richtet der 36-Jährige tränenerstickt an den Senat. Er bittet um ein faires Urteil.

Die aus seiner Sicht einseitigen Ermittlungen eines bestimmten Polizisten setzten ihm psychisch sehr zu. Die Trennung von seiner Frau und den fünf Kindern seit insgesamt 22 Monaten Untersuchungshaft sei hart für ihn. Seine Kinder würden in der Schule gehänselt und gemobbt. Er selbst sei in der Haft angespuckt, beschimpft und bedroht worden.

Kurz zuvor hatte die Bundesanwaltschaft erneut sechseinhalb Jahre Haft gegen Lau beantragt und dabei ein ganz anderes Bild des Ex-Feuerwehrmanns aus Mönchengladbach gezeichnet. Der habe die islamistische Terrorgruppe Jamwa unterstützt: mit Personal, Geld und Nachtsichtgeräten. Dafür habe er Hilfskonvois des islamistischen Vereins „Helfen in Not“ als Tarnung benutzt.

Sven Lau vor Gericht (Archiv).

Foto: Federico Gambarini

Der Wiedereinstieg in die Beweisaufnahme im Mai und die Vernehmung weiterer Zeugen habe an der Gesamtschau nichts geändert, sagt Staatsanwalt Malte Merz. Die letzten Zeugenauftritte seien unergiebig und substanzlos geblieben. Wo Zeugen versucht hätten, Laus Rolle zu relativieren, sei dies leicht durchschaubar gewesen.

Lau habe die Kampfgruppe um den späteren IS-Kommandanten Konrad S. drei Mal in Syrien besucht. Er habe sich ihr auch selbst anschließen und mitkämpfen wollen. Seine Sprache sei eindeutig gewesen: „Wir riechen den Duft des Paradieses“, habe er gesagt. Weniger blumige Sätze zeigen laut Merz seine wahre Gesinnung: „Diese Drecksschiiten müssen langsam geköpft werden.“

Verteidiger Mutlu Günal sieht die Sache am Mittwoch ganz anders. Zeugen hätten Lau belastet, um ihre eigene Rolle kleinzureden. In einem Fall habe die Anklage sogar einen Mann aufgeboten, dessen Aussagen so hanebüchen seien, dass jedem klar sein müsse, dass dieser nicht zurechnungsfähig sei, sondern „leider ein bisschen bekloppt“.

Salafistenprediger Sven Lau hinter Gittern
19 Bilder

Salafistenprediger Sven Lau hinter Gittern

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Die Gerichte hätten da bislang nicht mitgespielt. Weder in Mönchengladbach, wo Lau seinen Verein „Einladung zum Paradies“ angesiedelt hatte, noch in Wuppertal nach dem Auftritt der Scharia-Polizei sei es zu einer Verurteilung des 36-Jährigen gekommen.

Zuletzt sei dann auch noch herausgekommen, dass der Islamist, dem Lau den Weg nach Syrien geebnet haben soll, gar nicht in dem Flugzeug saß, mit dem er angeblich von Düsseldorf in die Türkei geflogen sei. Es sei „klar wie Kloßbrühe“, dass Lau nächste Woche trotz allem verurteilt werde. Er beantrage dennoch einen Freispruch, sagte Günal.

Der Prozess hatte vor zehn Monaten begonnen. Die Tatvorwürfe reichen ins Jahr 2013 zurück. Lau selbst hatte seine Unschuld beteuert und betont, er habe niemandem geholfen, sich in Syrien den Terrormilizen anzuschließen. In dem Verfahren war auch Pierre Vogel als Zeuge gehört worden. Vogel und Lau gehören zu den bekanntesten Gesichtern des radikalen Islams in Deutschland. Das Urteil wird voraussichtlich am 26. Juli verkündet.