Düsseldorf Terrorprozess: Abgehörte Telefonate setzen Islamisten unter Druck

Das Gericht spielt im Terrorprozess um den Islamistenführer Sven Lau abgehörte Telefonate vor. Ein langjähriger Weggefährte gerät unter Druck. Der bezeichnete Lau als "die coolste Sau von Nordrhein-Westfalen".

Der angeklagte Salafistenprediger Sven Lau beteuerte vor Gericht seine Unschuld.

Foto: Federico Gambarini

Düsseldorf. Im Düsseldorfer Terrorprozess gegen den Islamisten Sven Lau ist dessen langjähriger Weggefährte Pierre Vogel im Zeugenstand unter Druck geraten. Das Gericht spielte abgehörte Telefonate zwischen Lau und Vogel vor. Darin bejubelt Vogel, dass Lau in einem Interview auf die Frage, ob es sich bei den Kämpfern in Syrien um Freiheitskämpfer oder Terroristen handelt, „Freiheitskämpfer“ geantwortet hatte.

„Super, Hammersatz, Bruder, ich muss mich bedanken“, sagt Vogel in dem Mitschnitt. „Was glaubst du, was die das feiern werden in Syrien?“ Erst nach langer Beratung mit seinem Anwalt sagte Vogel am Mittwoch dazu, dass dies damals eine Fehleinschätzung und „falsche Formulierung“ gewesen sei.

„Man kann nicht pauschal alle als Freiheitskämpfer bezeichnen.“ Er glaube aber, Lau habe die Freie Syrische Armee (FSA) gemeint. In einem weiteren Telefonat richtet Lau - offenbar aus Syrien - Vogel Grüße vom mutmaßlichen IS-Kommandanten Konrad S. aus. Auch zum „Focus“-Artikel „Staatsfeind Nr. 1“ beglückwünscht Vogel seinen „Bruder“ Lau am Telefon.

„Es ist mir eine große Ehre, mit dem Staatsfeind Nr. 1 zu reden. Die coolste Sau von Nordrhein-Westfalen. Wahnsinn. Du kommst so cool rüber.“ Lau ist am Düsseldorfer Oberlandesgericht wegen Unterstützung der islamistischen Terrorgruppe Jamwa angeklagt. Ein Teil der Jamwa hat sich inzwischen dem Islamischen Staat angeschlossen.

Lau wird seit vergangenem September der Prozess gemacht. Der Angeklagte beteuert seine Unschuld. Er habe niemandem geholfen, sich in Syrien den Kämpfern anzuschließen: „Die Leute, die überzeugt sind, krieg' ich nicht abgehalten.

Im Zusammenhang mit dem Verfahren gegen einen inzwischen verurteilten Islamisten in Stuttgart hat sich Lau den Mitschnitten zufolge im Gespräch mit Vogel erhebliche Sorgen gemacht: „Die tun so, als ob ich alles gewusst hätte. Der ist in ein Jägergeschäft rein und hat Nachtsichtgeräte gekauft. Du musst Dich morgen absichern, wenn die bei Dir vor der Tür stehen.“ Doch Vogel beschwichtigt: „Die können mir gar nichts beweisen.“ Lau sagt in einem Telefonat aber auch, er haben keinen Schleuser vermittelt, nur einem „Bruder“ die Nummer einer Hilfsorganisation.

Vogel betonte am Mittwoch, er und Lau hätten öffentlich von Anschlägen abgeraten und explizit vor dem Islamischen Staat gewarnt. Die Abhörmitschnitte seien doch eher entlastend. Potenzielle Syrien-Kämpfer seien auf sie nicht angewiesen.

„Sie können über Facebook direkt Kontakt herstellen nach da unten. Diese Leute brauchen uns nicht als Schleuser, die halten uns für V-Leute und Spione. Sie haben hier die Falschen.“

Nach der Mittagspause kam es zu einem Tumult, als drei Zuschauer - anscheinend aus der islamistischen Szene - sich weigerten, sich vor den Richtern zu erheben. Der Vorsitzende Richter verhängte jeweils drei Tage Ordnungshaft gegen die drei Männer und ließ sie an Ort und Stelle abführen. dpa