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LVR Rheinland digitalisiert derzeit mit modernster Technik historische Zeitungen.

Foto: Lingen

Das Papier ist schon ziemlich vergilbt. Besonders stabil und reißfest wirkt es auch nicht mehr gerade. Es anzufassen, das geht fast nur mit Handschuhen, um das alte Papier nicht zu beschädigen. Die historischen Zeitungen, die im Gladbacher Stadtarchiv lagern, sind wertvoll. Vor allem für die Forschung. Sie spiegeln das Geschehen in Politik und Gesellschaft und die Stimmung in der Bevölkerung wider. Doch weil Papier kein Material ist, das ewig hält, haben Archive Interesse daran, die historischen Dokumente zu sichern. Früher machte man das mit Mikrofilmen. Doch bequem lesbar sind die Seiten nicht mehr. Um das zu ändern und Bestände zu sichern, digitalisiert der Landschaftsverband Rheinland (LVR) nun die Mikrofilme.

Mit modernster Scantechnik werden die Filme im Archivberatungs- und Fortbildungszentrum des LVR bearbeitet. Erfasst werden dabei Zeitungen von 1828 bis 1939. Stadtarchivar Helge Kleifeld und Fachbereichsleiter Guido Weyer übergaben nun 124 Mikrofilme mit Seiten von fünf ehemaligen Gladbacher Zeitungen an den LVR. Insgesamt werden im Rheinland rund 2400 Filme mit rund 3,5 Millionen Seiten digitalisiert. Möglich macht das ein Förderprogramm des Landes. „Das Projekt ist auf drei Jahre ausgelegt und endet 2019. Danach wird es analysiert und vielleicht fortgesetzt“, sagt Heike Bartel-Heuwinkel vom LVR. „In vielen Archiven und Bibliotheken lagern alte Zeitungsbestände. Die Lösung mit den Mikrofilmen war in den 60er-Jahren modern. Doch sie nutzen sich durch den Gebrauch ab und halten höchsten 300 bis 500 Jahre“, sagt sie.

Foto: Ilgner

Die Digitalisierung soll das ändern. Und nicht nur das. „Auf den Mikrofilmen muss man aufwendig nach Artikeln suchen. Auf den Lesegeräten ist aber vieles nicht gut zu erkennen“, sagt Bartel-Heuwinkel. Im Rahmen des Projekts arbeitet der LVR mit den Universitäts- und Landesbibliotheken Bonn und Münster zusammen. Mit ihnen wird im Rahmen des Projekts ein Internetportal gegründet, auf dem die digitalisierten Zeitungen für jeden abrufbar sein werden. „Die Nutzung wird kostenlos sein“, sagt sie. Die Nachfrage ist groß, zum Beispiel bei deutschstämmigen Amerikanern oder Australiern. In der Stadtbibliothek werden die Seiten jedoch schon früher abrufbar sein. „Wir haben noch viel mehr Mikrofilme im Bestand. Die fünf Zeitungen, die jetzt digitalisiert werden, sind nur eine Auswahl“, sagt Guido Weyer.

„Für die Forschung ist das ein großer Fortschritt. Man wird die alten Zeitungen später auf dem Smartphone und jedem Computer lesen können“, sagt Helge Kleifeld. Bislang muss man Bibliotheken aufsuchen, um alte Zeitungen zu lesen. Bald geht das von zuhause aus. Das Portal dafür wird der LVR bei einer Fachtagung in Dortmund im Juni vorstellen. Ab Juli wird es gestartet und Mitte 2019 vervollständigt sein. Zu den Zeitungsausgaben aus Gladbach gehören das „Geschäfts- und Unterhaltungsblatt für Gladbach und dessen Umgebung“, der „Gladbacher Anzeiger“, die „Gladbacher Volkszeitung“, das „Odenkirchener Volksblatt“ und die „Westdeutsche Landeszeitung: Gladbacher Volkszeitung und Handelsblatt“. Fachbereichsleiter Weyer hofft, sollte das Projekt fortgesetzt werden, dass auch dann wieder alte Gladbacher Zeitungen ausgewählt werden.