Arbeit: Kampf für besseren Tarif

Angestellte von Mühlhäuser wollen in den Warnstreik gehen, falls der Arbeitgeber nicht einlenkt.

Mönchengladbach. Sonnig, aber sehr kalt ist es an diesem Morgen. Immer mehr Frauen und Männer in blauen Arbeitsoveralls kommen aus dem Unternehmensgebäude der Mühlhäuser GmbH nach draußen. Die Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) der Region Krefeld-Neuss hat ein "aktives" Frühstück für sie organisiert. Nach und nach versammeln sich rund 40 Mitarbeiter vor den Toren des Neuwerker Betriebs an der Boettgerstraße.

"Ich finde es wichtig mitzumachen, sonst geht es uns bald genauso schlecht wie den anderen", sagt Maria Brall, während sie sich die Hände an ihrem heißen Kaffeebecher wärmt. Auch Elisabeth Hermes-Tschöpe ist in ihrer Frühstückspause nach draußen gekommen, damit ihre bisherigen Arbeitsbedingungen erhalten bleiben: "Wir arbeiten doch jetzt schon genug, manchmal 13 Stunden am Tag. Ich will ja auch noch Freizeit für meine Familie haben", sagt die Mühlhäuser-Mitarbeiterin. Die beiden Frauen sind schon fast 20 Jahre bei dem Marmeladen-Hersteller. Damit gehören sie zu den 25 Privilegierten, die hier noch nach dem gültigen Manteltarifvertrag der obst- und gemüseverarbeitenden Industrie NRW (O&G NRW) arbeiten können.

Margitta Matthis ist dagegen erst vor einem Jahr aus Sachsen-Anhalt nach Neuwerk gekommen und unter neuen Bedingungen angestellt worden: "Wir haben weniger Urlaub, kein Weihnachts- und Urlaubsgeld und keine Altersvorsorge", so das Gewerkschaftsmitglied. Daniel Piccinno beklagt die ungleichen Arbeitszeiten zwischen "alten" und "neuen" Mitarbeitern: "Wenn meine Kollegen um 15 Uhr gehen, muss ich noch eine halbe Stunde länger bleiben", sagt der junge Mann, der seit Juni zum Unternehmen Mühlhäuser gehört. Insgesamt zwei Stunden müsse er in der Woche länger arbeiten.

Seitdem die Mühlhäuser GmbH vor einem Jahr Lorenz+Lihn aufgekauft hat, gibt es unterschiedliche Arbeitsverträge für die insgesamt 60 Angestellten. NGG fordert angesichts dieses "ungerechten Zweiklassensystems" eine Anerkennung des gültigen Tarifvertrags für alle, erklärt Gewerkschaftssekretärin Manja Wiesner.

Seit April handelt ihre Tarifkommission mit der Unternehmensleitung einen Haustarifvertrag aus. Das bisherige Angebot des Arbeitgebers beinhaltet unter anderem für alle Beschäftigten eine 40-Stunden-Woche ohne Lohnausgleich und kein Urlaubs- und Weihnachtsgeld.

Heute geht es in die vierte Verhandlungsrunde, falls es dabei zu keinem Kompromiss kommt, will die NGG in den Warnstreik. Der kühle Wind zerrt an den Plakaten und Bannern, die die Gewerkschaftsvertreter mitgebracht haben, eine heftige Böe fegt eine Lage Frühstücksbrötchen vom Tisch. Doch trotz roter Nasen und kalter Füße ist die Stimmung kämpferisch: "Es ist toll, dass ihr so einig für eure Sache kämpft", ruft Manja Wiesner in die Runde erwartungsvoller Gesichter.