Auch Hooligans dürfen zur Demo

Rund 50 Problem-Fans des 1. FC Köln, die die Stadt eigentlich nicht betreten dürfen, werden am Samstag zur Derby-Demonstration in Rheydt erwartet. Die Sorge vor Ausschreitungen wächst daher.

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Zur Demonstration von Fans des 1. FC Köln am Samstag ab 11 Uhr in der Rheydter Innenstadt werden auch Ultras des Fußball-Bundesligisten erwartet, die eigentlich in Köln hätten bleiben sollen. Die Polizei hat zum Tag des Derbys zwischen Borussia und dem FC zwar insgesamt 72 Bereichsbetretungsverbote ausgesprochen, 47 davon betreffen Kölner Fans. Sie dürfen die gesamte Stadt am Samstag eigentlich nicht betreten — abgesehen davon, dass sie von ihrem Grundrecht Gebrauch machen und an der Demonstration teilnehmen dürfen.

WillyTheveßen, Polizeisprecher

Dabei handelt es sich um Fans, die bei Fußballspielen bereits auffällig geworden sind. Mit anderen Worten: Hooligans wie die, die im vergangenen Jahr für den Platzsturm verantwortlich waren. Polizeisprecher Willy Theveßen sagte: „Die Leute dürfen an der Demonstration teilnehmen, müssen die Stadt aber direkt im Anschluss wieder verlassen.“ Auch gegen 25 Mönchengladbacher Fans wurden Bereichsbetretungsverbote ausgesprochen. Die gelten etwa für das Stadion, für die Wege der Shuttle-Busse und die beiden Hauptbahnhöfe.

In Rheydt wächst unterdessen die Sorge vor Ausschreitungen. Im Internet ist ein Flyer aufgetaucht mit dem Aufruf, am Samstag in die Rheydter Innenstadt zu kommen. Motto: „Kein Schritt den Kölnern!“ Der Einsatzabschnitt Aufklärung habe dies im Blick, sagte Theveßen. Unter die Petition im Internet gegen die Demonstration haben sich bis gestern Nachmittag rund 1000 Unterstützer eingetragen, darunter auch das Citymanagement von Rheydt — zwecklos. „Wir haben keinerlei Handhabe, eine Verlegung ist nicht zu erreichen“, sagt der Vorsitzende Christoph Hartleb. „Die Polizei hält aus polizeitaktischen Gründen an dem Versammlungsort Harmonieplatz fest.“

Ein Vertreter der Polizei will heute bei der Stadtteilkonferenz in der Familienbildungsstätte Fragen der Teilnehmer beantworten. Überdies erwägen einige Geschäftsleute in der Innenstadt, ihre Läden am Samstag nicht zu öffnen. Die Shopping-Galerie am Marienplatz habe sich entschlossen, geöffnet zu bleiben, sagte Citymanager Hartleb. Auch der Rheydter Markt soll nach Auskunft der Stadt wie geplant stattfinden. Unterdessen hat nach Borussias Geschäftsführer Stephan Schippers auch das Fanprojekt die Gladbacher Fans zur Besonnenheit aufgerufen.

„Das Demonstrationsrecht ist ein hohes Gut, welches es selbstverständlich zu respektieren gilt“, schreibt das Fanprojekt auf seiner Internetseite. „Mutmaßungen über mögliche Abweichungen von einer friedlichen Demonstration sollten dennoch keinerlei Gehör in der Gladbacher Fanszene finden.“ Das Fanprojekt rief die Borussen-Fans dazu auf, die Rheydter Innenstadt am Samstag zu meiden: „Egal, welcher Fangruppierung man sich zugehörig fühlt, so sollte doch vor allen Dingen eines die Oberhand behalten, und zwar die Verantwortung für eine friedliche Fankultur. Vor gut einem Jahr, als die verkleideten,Chaoten’ den Platz im Borussia-Park gestürmt haben, ist uns dies bereits sehr gut gelungen und hat unserer gesamten Fanszene sehr viel positives Echo gebracht! Dieses Bild dürfen wir nun nicht durch falsch geleitete Emotionen gefährden.“

Der Kölner Fanbeauftragte Rainer Mendel sagte gestern: „Ich gehe davon aus, dass die Demonstration friedlich bleiben wird. Der Großteil der Teilnehmer wird danach zurück nach Köln fahren und dort das Spiel anschauen. Es wäre widersinnig, eine Demonstration für Fanrechte und Fankultur aus dem Ruder laufenzulassen. Deshalb glaube ich, dass von Kölner Seite aus nichts passieren wird.“