Autokorso legt Rheydt lahm
Türkische Fußballfans blockierten dabei Rettungsdienste. Linienbusse steckten fest.
Fans der türkischen Fußball-Nationalelf haben den 2:0-Sieg ihrer Mannschaft über Tschechien so temperamentvoll und lautstark gefeiert, dass die Polizei einschreiten musste. In der Nacht wurden Bengalos gezündet und durch Autokorsos Straßen so verstopft, dass selbst Rettungswagen behindert wurden. Anwohner und Polizei sprechen von aggressivem und zum Teil rücksichtslosem Verhalten. In der Nacht zu gestern meldeten sich zahlreiche Anrufer bei der Polizei, um sich über stundenlanges Gehupe und Gegröle zu beschweren. Anhänger des türkischen Fußballs hatten sich gegen 23 Uhr mit circa 120 Autos an der Stresemannstraße versammelt und von dort aus einen Autokorso gestartet.
Während deutsche Fußballfans den Gruppensieg ihrer Mannschaft eher verhalten mit einem kleinen Autokorso im Bereich des Alten Marktes feierten, machten viele Türkei-Fans die Nacht zum Tag. Und dabei geriet die Freude über den Fußballerfolg über Tschechien zeitweise völlig außer Kontrolle. Durch die Vielzahl der Autos kam der Verkehr insbesondere auf der Limitenstraße und der Stresemannstraße zum Erliegen. Wie die Polizei mitteilte, verstießen etliche Fahrer mehrfach gegen die Straßenverkehrsordnung. Viele Autofahrer seien durch ihren riskanten Fahrstil aufgefallen. Einer war ohne Führerschein unterwegs. Außerdem seien bei den Feiern auf den Straßen Bengalos gezündet worden. Für Linienbusse ging in diesem Bereich zunächst gar nichts mehr, zwei Rettungswagen im Einsatz mussten sich eine andere Fahrstrecke suchen.
Die Polizei ahndete Verstöße und schrieb Anzeigen. Ein Fahrer erhielt wegen seines aggressiven Fahrstils einen Platzverweis. Anschließend verlagerte sich der Autokorso zum Alten Markt, der von den Teilnehmern unter anderem über die Fußgängerzone angefahren wurde. Der Alte Markt und Kapuzinerplatz wurden komplett zugeparkt. Die Fahrzeuginsassen feierten weiter, wobei wieder Bengalos gezündet wurden.
Nachdem später Regen einsetzte, bestiegen alle Feiernden wieder ihre Autos, und es folgte erneut ein etwa einstündiger Korso zwischen Mönchengladbach und Rheydt. Anwohner beklagten sich gestern, dass sie auch um 2 Uhr noch keinen Schlaf finden konnten, weil es auf den Straßen so laut war.
Wie in Mönchengladbach feierten Anhänger der türkischen Nationalmannschaft auch in vielen anderen Städten mit Jubelgesängen, Hupkonzerten und wehenden Fahnen. Vielfach wurden Bengalos gezündet, in Siegen kam es in einem Autokorso zu einem schweren Unfall mit fünf Verletzten.
Die Polizei in Mönchengladbach appelliert noch einmal eindringlich, bei Autokorsos folgende Sicherheitsregeln einzuhalten: Unterlassen werden sollten das Sitzen auf Fahrzeugdächern oder Motorhauben, das Hinauslehnen aus den Seitenfenstern oder dem Schiebedach, das Stehen im Cabrio und der Transport von Personen im Kofferraum. Gefährliche Fahrmanöver wie starkes Beschleunigen und das Durchdrehen lassen der Räder sind in einem Autokorso laut Polizei nicht hinnehmbar. Ebenso sollte auf den Sicherheitsabstand geachtet werden. In der Vergangenheit sei es bei Autokorsos immer wieder zu Auffahrunfällen gekommen. Die Sicht des Fahrers darf nicht durch Fahnen oder Ähnliches beeinträchtigt werden. Alkohol am Steuer ist natürlich verboten. Und: Der Fahrzeugführer ist auch verantwortlich für das Verhalten seiner stark alkoholisierten Mitfahrer.
Außerdem macht die Polizei darauf aufmerksam, dass der Markt bei Bedarf gesperrt wird.