Bei Borussia Mönchengladbach hinter die Gitter geschaut

Beim Väter-Kinder-Tag konnten die Besucher einen Blick hinter die Kulissen des Vereins werfen — und in die Arrestzellen.

Foto: Detlef Ilgner

Ob nun die Kinder oder die Väter aufgeregter waren, konnte man wirklich schwer erkennen. Allen stand die Vorfreude ins Gesicht geschrieben. Einer von 22 Stadionguides der Borussia Mönchengladbach zeigte Vätern und ihren Kindern in einer 90-minütigen Stadionführung die Bereiche, in die Fans sonst eigentlich keinen Einblick haben. Die Borussia hautnah und so, wie keiner der Teilnehmer sie bisher gesehen hat. Die Gruppe um Pfarrer Martin Gohlke von der evangelischen Kirchengemeinde Wickrathberg traf sich am Morgen im Foyer. Zweimal im Jahr organisiert Gohlke einen Väter-Kinder-Tag, bei dem immer wieder etwas Spannendes unternommen wird.

Gestartet wird mit einer kleinen Präsentation in dem Raum, in welchem sonst eigentlich Dieter Hecking Platz nimmt und vor dem Spiel zu Wort kommt — dem Pressekonferenzraum. Fakten zur Borussia und deren Erfolgsgeschichte werden der Gruppe nähergebracht. Hier zeigt sich ganz schnell: Allesamt sind sie große Fohlen-Fans, die einiges an Hintergrundwissen mitbringen.

Nach der „Theorie“ geht es dann endlich richtig los. Stadionguide Joachim Spohr zeigt den Teilnehmern zunächst die Mannschaftskabinen für Gäste. Gleich neben den klassischen Kabinen gibt es eine Sauna und ein swimmingpool-ähnliches Entspannungsbad zum Regenerieren der Muskeln nach dem Spiel.

Nächster Halt: die Arrestzellen. „Hier kommen die Leute rein, die zu viel Alkohol getrunken und sich danebenbenommen haben“, erklärt der Stadionguide. Das sorgt bei den Kleinen für besonders große Augen. „Wie im Gefängnis“, sagt die kleine Celine.

Joachim Spohr, Stadionguide

Weiter geht es in den Bereich, in dem nach dem Spiel Interviews mit Reportern geführt werden. Gleich dahinter befindet sich ein Flur, dessen Wände gerahmte Trikots von Spielern zieren. „Diese Spieler haben es aus dem Jugendbereich der Borussia heraus geschafft, einen Profivertrag zu erhalten“, sagt Spohr. „Für die U23-Spieler ist das ein Ansporn, da sie jeden Tag diesen Gang entlang gehen.“

Der nächste Stopp ist der wohl spannendste von allen: Es geht weiter ins Stadion. Vorab weist der Guide darauf hin, dass niemand den Rasen betreten dürfen. „Ein Rasenwechsel kostet ungefähr 100 000 Euro“, klärt er auf. Kein Wunder, dass der Rasen als „heilig“ bezeichnet wird. Auf geht’s Richtung Spielfeld. „Ja wir schwören Stein und Bein auf die Elf vom Niederrhein, ertönt dabei durch die Lautsprecher. Die achtjährige Mariele ist sichtlich begeistert und kann es kaum erwarten, das große Stadion von innen zu sehen. „Ich war zwar schon mal bei einem Spiel im Stadion, aber noch nie, wenn es hier so leer war“, sagt der kleine Borussen-Fan. Ganz schön zugig ist es hier. Normalerweise kann das Stadion bis zu 54 014 Menschen willkommen heißen — umso riesiger wirkt es, wenn sich dort nur 20 Leute aufhalten.

„Kommen die Fußballspieler jetzt?“, fragt Emil aufgeregt. Da muss er aber leider enttäuscht werden. „Heute wird trainiert“, sagt der Stadionguide. Na gut — dafür geht es weiter die Tribüne hoch. Ab und an wird eine kurze Pause eingelegt, denn für kleine Kinderbeine ist das Hochsteigen der zahlreichen Stufen doch ein bisschen anstrengend.

Neben den vielen Sitzplätzen gibt es auch eine große Stehplatztribüne. „Dies ist die drittgrößte in der Bundesliga“, erklärt Spohr. Weiter oben angelangt, bietet sich eine Aussicht auf den aktuellen Fohlenshop und das Internat, das neu erbaut wird. Der Fohlenshop allerdings wird weichen und in das Borussia-Hotel, das voraussichtlich im September kommenden Jahres fertiggestellt sein wird, umziehen.

Nach dem Ausblick auf Neues, schaut sich die Gruppe im Gebäude Vergangenes an. Bilder vom größten Erfolg der Borussia 1995, dem Sieg des DfB-Pokalfinales. Auch eine von 42 VIP-Logen sowie die Business-Lounge werden gezeigt. Nach 90 Minuten ist dann aber Schluss mit dem Blick hinter die Kulissen der heiligen Hallen der Fohlenelf.

Pfarrer Gohlke, der selbst zwei seiner Kinder mitgebracht hat, hat die Führung genossen. „Auch für uns Väter war das ein spannendes Erlebnis. Das sieht man ja nicht alle Tage“, sagt er.

Wer neugierig geworden ist, kann an einer der regelmäßig stattfindenden Führungen jeweils freitags, samstags oder sonntags teilnehmen. Weitere Informationen und Anmeldung auf gibt es im Internet auf der Seite www.borussia.de oder unter der Telefonnummer 02161/92931525.