Bibliothek wird neu ausgerichtet
Die Stadtbücherei wird nach vielen Umzügen an der Blücherstraße bleiben. Doch sie soll moderner werden.
Die Stadtbibliothek an der Blücherstraße zählt zu den Einrichtungen in der Stadt, die für viele positive Schlagzeilen sorgen. Vielleicht liegt es daran, dass es in den vergangenen Jahren mehrere Bestrebungen gab, ihren Stellenwert aufzuwerten, indem man ihren Standort verlagert und sie mehr ins Zentrum holt. Zu Zeiten des Ampel-Bündnisses aus SPD, Grünen und FDP sollte eine neue Mediathek an der oberen Hindenburgstraße gegenüber von Sinn & Leffers entstehen. Die Pläne scheiterten am Protest der Bürger, die für den Standort Blücherstraße kämpften. Dann war eine Verlagerung ins Vitus-Center im Gespräch: Diese Absicht wurde auch schnell wieder zu den Akten gelegt.
Inzwischen steht unverrückbar fest: Die Stadtbücherei bleibt am Standort Blücherstraße. Sie wird sich allerdings verändern. Inhaltlich, weil sie zu einem Medien-Treffpunkt wird, der mehr als Ausleihe bietet. Und räumlich, weil das neue Konzept Veränderungen verlangt: Veranstaltungen, Aktionen, Ausstellungen, multimediale Kinderwelt, Repair-Café, Urban Gardening, Treffpunkt für Sharing-Initiativen — alles das ist für die Zukunft im Gespräch. Wie aber die bauliche Lösung am Ende aussieht, das weiß derzeit niemand konkret. Die Stadtbibliothek ist Teil des Integrierten Handlungs- und Entwicklungskonzepts (IHEK): Der Antrag auf Fördermittel für das Projektprogramm ist gestellt, mit einer Antwort wird für die zweite Jahreshälfte 2018 gerechnet. Insgesamt sind die Signale positiv, dass es Zuschüsse von EU, Bund und Land geben wird.
Für die Bibliothek, die in der Denkmalliste als „Nachkriegsmoderne“ eingestuft wird, wird dann ein weiteres Kapitel in der Gladbacher Büchereigeschichte aufgeschlagen. 1960 begann die Planung, 1964 wurde sie eröffnet, Architekt war der städtische Baurat Fridolin Hallauer. Wer sich für die Gladbacher Büchereigeschichte interessiert, muss weiter zurückgehen. 1904 beschloss man die Einrichtung einer Stadtbücherei in Mönchengladbach. Ein Jahr später öffnete sie für den Publikumsverkehr im Erdgeschoss des Rathaus Abtei. Eine entscheidende Veränderung kam 1926. Da stifteten Reinhold Brandts, Sohn des Textilfabrikanten Carl Brandts, und seine Ehefrau Paula das Wohnhaus seiner Eltern an der Kaiserstraße 47, um dort eine Stadtbibliothek unterzubringen. 1944 wurde die Villa im Zweiten Weltkrieg von einer Bombe getroffen und fast vollständig zerstört.
Zu diesem Zeitpunkt war die Stadtbibliothek längst zur Bismarckstraße 99 umgezogen, wo sie bis 1964 blieb. Das Haus war früher die ehemalige Dienstwohnung des Oberbürgermeisters. Im Erdgeschoss war die Stadt- beziehungsweise Volksbibliothek, in den Obergeschossen die wissenschaftliche Sammlung. Dieses Konzept wurde später für den Neubau Blücherstraße übernommen. An der Bismarckstraße gab es einen prächtigen Lesesaal und einen Raum für die wissenschaftliche Arbeit. 1933 übernahm die Stadtbibliothek die ursprünglich 86 000 Bände umfassende Bibliothek des Volksvereins für das katholische Deutschland, den die Nazis im Rahmen der Gleichschaltung des Staates aufgelöst hatten.
Rund 3000 Bände aus dem Bestand, überwiegend schöngeistige Literatur, wurden im Krieg zerstört. Am 15. November 1945 war Wiedereröffnung mit 11 000 Büchern, ein Jahr später machte die Kinderbibliothek auf. Weil die Zahl der Besucher und der Ausleihen anstiegen, war die Raumnot bald groß. Da sich die Freihandbücherei nach dem Weltkrieg durchsetzte — Leser konnten sich vorher nur mit Katalogen über den Buchbestand informieren, fortan waren die Bücher für den Benutzer frei zugänglich —, konkretisierten sich 1958 die Pläne für den Neubau. Vorher, 1951, lagerte die Stadt Teile der Bibliothek nach Neuwerk, Hardt und Rheindahlen aus — so verkürzte man Wege für Nutzer.
Bei den Planungen für den heute noch bestehenden Neubau fiel die Wahl auf die Ecke Blücherstraße/Kaiserplatz (heute Adenauer-Platz). Acht Entwürfe hatte das städtische Hochbauamt erarbeitet, auf einen Architektur-Wettbewerb verzichtete man. Begründung: „Die beamteten Architekten haben bewiesen, dass sie einen für die Zeit und wohl auch für die Zukunft mustergültigen Entwurf zustande gebracht hatten.“